Schimpansen – 9 faszinierende Fakten über die Menschenaffen

Schimpansen gehören zu den Großen Menschenaffen. Zusammen mit Bonobos (Zwergschimpansen) sind sie unsere nächsten lebenden Verwandten, mit denen wir über 98 % unserer DNA teilen. Schimpansen leben in komplexen sozialen Gruppen in den Wäldern und Savannen Afrikas. Diese Großgruppen können bis zu 150 Mitglieder umfassen, die sich in wechselnde kleinere Untergruppen aufteilen und wieder zusammenkommen (sogenannte „Fission-Fusion-Gemeinschaften“). [1]

Eine solche Großgruppe wird von dominanten Männern angeführt. Sie verteidigen ihre Reviere, die zwischen sieben und 65 Quadratkilometer groß sein können, gegen andere Schimpansengruppen. Schimpansen sind tagaktiv. In der Nacht schlafen sie, wohlbehütet vor Feinden, in Blattnestern hoch oben in den Bäumen. Sie sind Allesesser, nehmen jedoch überwiegend pflanzliche Nahrung zu sich, die sie am Boden und in Bäumen suchen. Schimpansen haben eine enge Mutter-Kind-Beziehung, die ein Leben lang bestehen bleibt. In der Natur können sie 30 bis 40 Jahre alt werden.

Bedroht sind Schimpansen hauptsächlich durch die menschengemachte Zerstörung ihres Lebensraums; hinzu kommen Verluste durch Wilderei und Infektionskrankheiten wie Ebola. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN werden Schimpansen als stark gefährdet eingestuft. [3]

1. Schimpansen sind individuelle Persönlichkeiten

Auch unter Schimpansen gibt es mutige Draufgänger, scheue Drückeberger, eher aggressive Persönlichkeiten und friedliche Zeitgenossen. So verfügt jeder Schimpanse über eine individuelle Kombination unterschiedlicher Charaktereigenschaften, die sich in fünf verschiedenen Hauptkategorien entlang einer Skala einordnen lassen – ganz ähnlich der in der Persönlichkeitspsychologie beim Menschen angewandten „Big Five“. [4] Diese unterschiedlichen Persönlichkeiten garantieren die Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen – mal haben die Vorsichtigen bessere Überlebenschancen, mal ist es von Vorteil, forsch zu sein und beispielsweise neue Reviere zu erschließen. Zudem freunden Schimpansen sich eher mit Artgenossen an, die eine ähnliche Persönlichkeit wie sie selbst haben. [5]

2. In Gefangenschaft leiden Schimpansen unter Depressionen

Schimpansenjunges

Schimpansen können seelisch erkranken und dabei ähnliche Symptome wie menschliche Patienten zeigen. [6] In Gefangenschaft entwickeln sie häufig Depressionen, Angstzustände oder Verhaltensstörungen. Manche Schimpansen wippen ihren Körper ständig hin und her, andere verstümmeln sich selbst, beißen sich, reißen sich die Haare aus, essen ihren Kot oder ihr Erbrochenes. Selbst in großen Zoos entwickeln Schimpansen regelmäßig seelische Erkrankungen [7] und werden deshalb teilweise mit Psychopharmaka behandelt. [8] In der Wildnis werden solche Symptome hingegen kaum beobachtet.

3. Schimpansengruppen unterscheiden sich in ihrer Werkzeug-Kultur

Schimpansen können nicht nur Werkzeuge benutzen, um beispielsweise nach Termiten zu angeln, sondern diese auch selbst herstellen – eine Fähigkeit, die lange Zeit nur dem Menschen zugeschrieben wurde. Dabei haben verschiedene wild lebende Schimpansengruppen regional unterschiedliche „Kulturen“ in der Art und Weise des Werkzeuggebrauchs entwickelt, von denen manche Techniken komplexer und effektiver als andere sind. [9]

4. Schimpansen gehen in die Schule

Das Vorgehen bei der Herstellung und Nutzung dieser Werkzeuge wird von Generation zu Generation weitergegeben. Schimpansen lernen dabei nicht nur über bloßes Zu- und Abschauen von ihren Artgenossen. Es gibt auch eine Art „Unterricht“, bei dem erfahrene Tiere, meistens die Mütter, die Techniken an die Jüngeren weitergeben. In Kulturen mit schwieriger zu erlernenden Werkzeugtechniken gehen die „Lehrer“ dabei engagierter vor. [10]

5. Schimpansen haben ein Ich-Bewusstsein und planen die Zukunft

Schimpansen erkennen sich selbst im Spiegel, haben also ein sogenanntes Ich-Bewusstsein. Und nicht nur das: Sie erkennen sich sogar auf Videoaufnahmen, die zeitverzögert abgespielt werden, wobei ihre Reaktion darauf unterschiedlich ausfällt, je nachdem, ob die Aufnahme den momentanen Zustand (leicht verzögerte Aufnahme) oder ein älteres Bild ihrer Selbst (ältere Aufnahme) zeigt. [11] Schimpansen können aber auch die Perspektive eines anderen einnehmen und erkennen, wenn ihr Gegenüber von einer falschen Annahme ausgeht, eine Fähigkeit, die als „Theory of Mind“ bezeichnet wird. [12] Zudem können sie für die Zukunft vorausplanen: Ein Schimpanse in einem schwedischen Zoo sammelte beispielsweise Steine, um erst Stunden später Besucher damit zu bewerfen. [13]

6. Schimpansen zeigen Schadenfreude

Schimpansen haben ein komplexes Sozialverhalten. Beim Leben in einer Gemeinschaft ist vor allem Kooperation wichtig. Schimpansen teilen sich beispielsweise ihr Essen und kooperieren bei der Beschaffung. Dabei zeigen sie auch Gefühle wie Eifersucht, Missgunst bis hin zu bedingungslosem Altruismus (Interesse am Gemeinwohl). [14] Außerdem genießen sie es, wenn ein Gruppenmitglied für unsoziales Verhalten seine gerechte Strafe erhält – sie empfinden so etwas wie Schadenfreude. [15]

7. Schimpansen lachen – aber nicht mit gefletschten Zähnen

Zwei Schimpansen

Schimpansen können laut lachen, leise kichern und sind sogar kitzlig; sie gähnen, küssen sich oder halten Händchen. Sie haben eine ausgeprägte Mimik ähnlich der unseren. [16] Nur das Zähnefletschen, das für uns wir ein Lachen aussieht, ist gar nicht lustig: Bei Schimpansen ist dies das sogenannte „Angstgrinsen“ – ein Zeichen für Angst und Stress, das bei Konflikten als Unterwerfungssignal gilt. Das menschliche Lächeln hat sich vermutlich aus diesem Beschwichtigungszeichen entwickelt. [17] Schimpansen, die für Film- oder Fotoaufnahmen missbraucht werden, wird dieses Grinsen unter Druck antrainiert. Einige Bildagenturen wie Shutterstock haben solche vermenschlichten, falschen Darstellungen der Menschenaffen bereits aus ihrem Angebot gestrichen. [18]

8. Schimpansen tanzen und erzeugen Klänge

Als Forscher Schimpansen in einem Experiment Piano-Musik vorspielten, bewegten sich die Tiere rhythmisch und reagierten dabei mit Schaukeln, Klatschen oder Stampfen. [19] Zwei weibliche Schimpansen in einem US-amerikanischen Zoo haben sogar eine Art „Tanzritual“ entwickelt, bei dem sie sich hintereinander im Gleichschritt bewegen, ähnlich einer Polonaise. [20]

Auch in der Natur wurde bereits beobachtet, dass männliche Schimpansen zu den Klängen von starkem Regen eine Art „Regentanz“ vollziehen. [21] Westafrikanische Schimpansen wurden außerdem dabei beobachtet, wie sie Bäume zum Klingen bringen: Hierzu werfen sie Steine gegen bestimmte Baumarten, die beim Aufprall besonders tiefe Töne erzeugen. Wissenschaftler vermuten, dass dieses Verhalten der Kommunikation dient, da die Töne lange nachklingen und über weite Entfernungen übertragen werden könnten. [22]

9. Schimpansen würden kochen, wenn sie könnten

Anders als unsere menschlichen Vorfahren haben Schimpansen nie den Umgang mit Feuer gelernt. Sie können deshalb zwar selbst keine Nahrung kochen, besitzen allerdings die kognitiven Voraussetzungen dazu, wie Primatenforscher herausfanden. Schimpansen bevorzugen gekochtes gegenüber rohem Gemüse. Sie können verstehen, dass es sich beim Kochen um einen Prozess handelt, bei dem sich der Zustand der Nahrung ändert, wenn sie in einen simulierten „Ofen“ gelegt wird. Sie zeigten sich sogar geduldig und verschlangen eine rohe Kartoffel nicht sofort, sondern warteten lieber den Vorgang des Kochens ab. [23]

10. Schimpansen erinnern sich an befreundete Artgenossen

Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich Schimpansen und Bonobos sogar nach langen Trennungszeiten an Freundschaften und Verwandte erinnen. Selbst nach über 25 Jahren reagieren sie auf Fotos, was ihre außergewöhnliche Gedächtnisleistung zeigt. [24] Unter den Tieren haben sie nach dem Menschen das längste soziale Gedächtnis, sogar vor Delfinen und Raben. Dies deutet darauf hin, dass schon die gemeinsamen Vorfahren von Schimpanse und Mensch diese Fähigkeit besaßen, was für die Entwicklung komplexer sozialer Strukturen und kultureller Fortschritte entscheidend gewesen sein könnte. Das bedeutet auch, dass Schimpansen und Bonobos großes psychisches Leid empfinden können, wenn sie von Familienangehörigen und Freunden getrennt werden – beispielsweise, wenn sie zu sinnlosen Zuchtzwecken zwischen Zoos umhergereicht werden.

Was Sie tun können

Bitte besuchen Sie keine Zoos oder andere Attraktionen, in denen Schimpansen zur menschlichen Belustigung herhalten müssen. Unterzeichnen Sie zudem unsere Petition für ein Ende der Menschenaffenhaltung in Zoos.

Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.

Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.