Die Gefangenschaft von Menschenaffen in einem Zoo ist für Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans und Gorillas gleichbedeutend mit einer lebenslangen Haftstrafe für Menschen – nur dass die Tiere unverschuldet unter artwidrigen Bedingungen eingesperrt werden. Unsere nächsten Verwandten werden noch immer in 34 deutschen Zoos und Tierparks zur Schau gestellt.
An vielen Haltungsstandorten werden noch nicht einmal die bereits seit 2014 für zoologische Einrichtungen geltenden Mindestanforderungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums eingehalten. Daher haben wir von PETA Deutschland zehn Zoos und Tierparks mit Menschenaffenhaltung im ganzen Bundesgebiet angezeigt, die diese tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen teils gravierend unterschreiten.
Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Menschenaffen einzusperren und sie wie Strafgefangene zu behandeln – die Gefangenschaft von Menschenaffen in Zoos muss durch ein Nachzuchtverbot mittelfristig beendet werden.
Beengte Zoohaltungen auf nur wenigen Quadratmetern
Im sogenannten „Säugetiergutachten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind die Mindestanforderungen für die Tierhaltung entsprechend der jeweiligen Tierart festgelegt. [1] Diese Vorgaben beziehen sich beispielsweise auf Gehegegröße und -ausstattung, klimatische Anforderungen und die sozialen Ansprüche der Tierart. Aus Tierschutzsicht sind diese sehr niedrig angesetzten Vorgaben ohnehin ungeeignet, um den komplexen Bedürfnissen unserer nächsten Verwandten gerecht zu werden.
Für eine vierköpfige Schimpansengruppe sind beispielsweise jeweils 200 Quadratmeter Innen- und Außengehege vorgesehen; in Freiheit leben Schimpansen in Revieren von bis zu 65 Quadratkilometern. Selbst in Gehegen, die dem Zoopublikum „groß“ erscheinen, können Menschenaffen kein tiergerechtes Leben führen.
Dennoch werden häufig nicht einmal diese Regelungen vollständig umgesetzt. So sind zum Beispiel die Innengehege oft erheblich zu klein und zu niedrig oder das Außengehege fehlt sogar ganz. Auch ein vermeintlich „großes“ Außengehege kann jedoch nicht als Kompensation betrachtet werden. Denn vor allem in den deutschen Wintermonaten sind die aus tropischen Regionen stammenden Menschenaffen die meiste Zeit gezwungen, in den winzigen Innengehegen auszuharren:
„Am kälteempfindlichsten unter den Zootieren sind die Bonobos und die Orang-Utans: Sie dürfen erst ab einer Temperatur von 15 Grad ins Freie.“ [2]
Zoos missachten die Sozialstruktur von Menschenaffen: Orang-Utans in artwidriger Gruppenhaltung, Gorilla in tierquälerischer Einzelhaltung
Zudem werden in vielen Zoos und Tierparks die Bedürfnisse der Tiere hinsichtlich ihres Sozialverhaltens weitgehend ignoriert: Schimpansen und Gorillas sind sozial lebende Menschenaffen. Schimpansen leben in komplexen sozialen Gruppen, die sich immer wieder in wechselnde kleinere Untergruppen aufteilen; Gorillas in Haremsgruppen. Eine paarweise Haltung oder gar Einzelhaltung entspricht daher nicht dem arttypischen Sozialleben.
Orang-Utans dagegen leben in der Natur überwiegend einzelgängerisch in sich überlappenden Streifgebieten. Die Zoo-Haltung in meist permanent vergesellschafteten Gruppen bei eingeschränkten Ausweichmöglichkeiten steht daher in starkem Widerspruch zur Sozialstruktur dieser Tiere.
Diese artwidrigen Verhältnisse in den Zoos führen dazu, dass Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans und Gorillas seelisch leiden und Verhaltensstörungen entwickeln.
Strafanzeige wegen tierquälerischer Haltung: In diesen 10 Zoos und Tierparks leiden Menschenaffen besonders
Wir haben deutschlandweit zehn Zoos und Tierparks mit den gravierendsten Missständen angezeigt, um auf das mit der Menschenaffenhaltung verbundene massive Tierleid aufmerksam zu machen. Die Informationen zu den jeweiligen Haltungsbedingungen haben wir von PETA Deutschland teilweise durch Auskunftsersuche gemäß Informationsfreiheitsgesetz erlangt. Gegen diese Zoos haben wir Strafanzeige gestellt:
- Zoo Berlin
- Zoo Duisburg
- Zoo Stralsund
- Zoo Augsburg
- Zoo Dresden
- Zoo Krefeld
- Zoo Halle
- Tierpark Gettorf
- Zoo Landau
- Leintalzoo Schwaigern
Die Enge, Langeweile und fehlende Rückzugsmöglichkeiten, um sich vor der ständigen Belästigung dureißen sich die Haare ausde/themen/menschenaffen-verhaltensstoerungen/“ title=“Verhaltensstörungen von Menschenaffen in Zoos“>Menschenaffen entwickeln Verhaltensstörungen; sie verletzen sich selbst, essen ihre Exkremente oder Erbrochenes, wippen mit dem Körper hin und her oder reißen sich die Haare aus.