Schächten: Was steckt wirklich dahinter? Alle Informationen

Ein Tier zu schlachten, ist immer grausam und unnötig. Besonders an der Thematik des Schächtens entfachen sich jedoch häufig hitzige Debatten darüber, welche Tötungsmethoden zulässig sein sollten. Dieser Beitrag soll deshalb mit Mythen aufräumen und erklären: Was versteht man unter Schächten? Warum und wo wird Schächten angewandt und inwiefern unterscheidet es sich von anderen Schlachtmethoden?

Was bedeutet „schächten“?

Das Schächten ist ein rituelles Schlachten von Tieren. Der Begriff kommt vor allem im Islam und im Judentum vor. Nach dem religiösen Ritus müssen einem Tier Luftröhre, Speiseröhre und Halsarterien durchtrennt werden, damit es vollständig ausgeblutet werden kann. Nur dann gilt das Fleisch später als dem Glauben nach zulässig. In einem entscheidenden Punkt sind sich die Gelehrten jedoch uneinig: Manche halten eine vorherige Betäubung des Tieres für zulässig, andere nicht. Personen, die sich für eine vorherige Betäubung aussprechen, räumen ein, dass es die heutigen Möglichkeiten der Betäubung noch nicht gab, als die religiösen Weisungen entstanden. Und auch, dass der Schlachtvorgang damals schon alleine aufgrund der wesentlich geringeren Anzahl an Tieren ein anderer gewesen sei, den man mit unserer heutigen Zeit der industriellen Massenzucht nicht vergleichen könne.

Lämmer müssen ausgeblutet werden, um als koscher oder halal zu gelten.

Halal oder koscher?

Fleisch gilt als „erlaubt“ (im Judentum „koscher“, im Islam „halal“), wenn ein Tier, das nach den jeweiligen religiösen Vorschriften konsumiert werden darf, rituell geschlachtet wurde. Ob diese Schlachtung nun mit vorheriger Betäubung erfolgen darf, ist der strittige Punkt. Besonders im Islam setzt sich immer stärker die Meinung durch, dass eine Betäubung nicht gegen Halal-Vorschriften verstößt. Dem stimmt unter anderem das Europäische Halal-Zertifizierungsinstitut [1] zu. Denn Recherchen haben mehrfach gezeigt, welch unsägliche Qualen Tiere beim betäubungslosen Schlachten erleiden. Aus diesem Grund hat der europäische Gerichtshof im Februar 2019 entschieden, dass Halal-Fleisch nicht die Bezeichnung „Bio“ tragen darf [2]. Ist also Fleisch als „halal“ gekennzeichnet, wird alleine daran nicht ersichtlich, ob das Tier nun vor der Tötung betäubt wurde oder nicht. Beides kann der Fall sein, da die Tötung mit vorheriger Betäubung in den Augen mancher Gläubiger als „halal/erlaubt“ gilt, in den Augen anderer nicht. Unter dem Begriff „schächten“ verstehen die meisten Menschen hingegen eine Schlachtung ohne Betäubung.

Ist Schächten in Deutschland erlaubt?

Grundsätzlich ist eine betäubungslose Schlachtung in Deutschland verboten. Weil aber nicht nur der Tierschutz im Grundgesetz verankert ist, sondern auch die freie Religionsausübung, wird abgewogen, und es werden Ausnahmegenehmigungen erteilt.

Offizielle Statistiken über die Anzahl der in Deutschland geschächteten Tiere werden nicht geführt. Fest steht jedoch, dass sie einen winzigen Bruchteil der insgesamt in Deutschland getöteten Tiere ausmachen. In Niedersachsen etwa verfügt aktuell ein einziger Betrieb [3] über die Ausnahmegenehmigung für das betäubungslose Schlachten. Häufig ist die Rede von ganzen „Schächtschlachthöfen“ – davon gibt es jedoch bisher lediglich einen einzigen in ganz Deutschland, der sich in Hessen befindet. Die Todesqualen von Tieren während der Schlachtung zu einem Problem muslimischer oder jüdischer Gemeinden zu machen, verzerrt angesichts dieser Zahlen die Realität.
 
Und ergeht es Tieren in konventionellen Schlachthäusern überhaupt besser als Tieren, die geschächtet werden?

Besser mit Betäubung?

Es gibt zahlreiche Berichte und Aufnahmen, die belegen: Auch wenn Tiere im Schlachthof betäubt werden, leiden sie unsagbar. Sei es, weil die Betäubung nicht richtig funktioniert oder weil das Betäubungsgerät mehrfach angesetzt werden muss. Selbst in sogenannten Bioschlachthöfen bleiben Tieren diese Qualen nicht erspart. Denn die konventionellen Betäubungsarten sind mit erheblichem Stress, Angst und Schmerzen verbunden. Der Bolzenschuss etwa wird mit hoher Geschwindigkeit durch den Schädel in das Gehirn der Tiere geschossen. Bewegt sich das Tier dabei zu stark oder ist auch nur zu viel Haar zwischen Gerät und Schädel, wirkt die Betäubung teils nicht wie gewünscht. Dann muss das Gerät noch mehrfach angesetzt werden, was die Tiere immer panischer werden lässt. In vielen Fällen wird auch einfach auf eine erneute Betäubung verzichtet und die Tiere werden noch bei Bewusstsein aufgehängt. Andere Betäubungsarten wie die Tötung durch Strom oder ein elektrifiziertes Wasserbad sind ebenfalls fehleranfällig und grausam. 

Es gibt keine „tiergerechte“ oder gar „humane“ Tötung in den Schlachtfabriken.

Was Sie tun können

Wer sich tierfreundlich ernähren will – ob nun mit oder ohne religiösen Hintergrund –, dem bleibt nur eine Option: eine rein pflanzliche Ernährung. Diese erfüllt auch den in den Religionen geforderten Respekt gegenüber dem eigenen Körper, der Umwelt und den Tieren.

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