Millionen Tonnen Plastik schwimmen im Meer und verschmutzen unsere Ozeane. Doch wie kommen diese Unmengen an Müll eigentlich in die Weltmeere? Und welche Folgen hat die Vermüllung der Ozeane für die Umwelt und die Tiere? Hier erfahren Sie mehr über die Hintergründe zu dem Thema.
Wie viel Plastik liegt im Meer?
Jedes Jahr landen etwa 10 Millionen Tonnen Plastik und anderer Müll im Meer. [1] Ein Teil davon sammelt sich zu fünf großen Müllstrudeln, [2] von denen sich einer im Pazifik befindet. Der sogenannte Pacific Garbage Patch erstreckt sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern [3] und besteht aus rund 80.000 Tonnen Plastik – damit ist er dreimal so groß wie Frankreich. [3, 4] Dort sammelt sich immer mehr Müll an – und so wird auch der Strudel immer größer.
Wer ist Schuld am Plastik im Meer?
Drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik. [5] Ein Großteil dieses Abfalls entsteht durch die Verschmutzung auf dem Festland, wo Plastiktüten, PET-Flaschen oder Zigarettenstummel achtlos in die Natur geworfen werden. Über den Wind und die Flüsse gelangt der Abfall schließlich in die Meere.
Schätzungen zufolge landen jährlich zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Kunststoff in den Meeren. Mittlerweile treiben auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche 18.000 Plastikteile – doch noch problematischer ist, dass 90 Prozent der Abfälle vor unseren Augen verborgen auf den Meeresboden sinken. [6]
Große Mengen von Müll stammen zudem von Fischereischiffen. So landen etwa zwei Prozent der weltweit verwendeten Ausrüstung wie Netze, Leinen, Köderhaken, Reusen und Fangkäfige in den Ozeanen. Allein in einem Jahr gelangen Stellnetze von einer Fläche von knapp 3.000 Quadratkilometer und Ringwadennetze von 75.000 Quadratkilometer ins Meer – und die verlorenen Langleinen könnte man 17 Mal um die Erdkugel wickeln. Auch gehen jährlich 14 Milliarden Köderhaken in den Ozeanen verloren. [7]
Was ist so schlimm an Plastik im Meer?
Tiere, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtern, verwechseln die winzigen Plastikteile mit Plankton. So gelangt das Plastik in die Organismen von kleinen Wirbellosen wie zum Beispiel Wasserflöhen, Wattwürmern oder Entenmuscheln. Über die Nahrungskette verbreitet sich das Plastik dann weiter, bis es auf dem Teller der Menschen ankommt.
Die durch das Plastik aufgenommenen Weichmacher und Flammschutzmittel schaden sowohl Tieren als auch Menschen: Bis zu 135.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögel sterben jedes Jahr aufgrund der Vermüllung der Ozeane. [6]
Meerestiere verwechseln Plastik mit Nahrung
Größere Plastikteile werden von Wildtieren oft mit Nahrung verwechselt. Seeotter ersticken an Plastikringen von Dosen-Sixpacks und Meeresschildkröten verwechseln Einkaufstüten mit Quallen. Vögel nehmen den Geruch des Plastikmülls als Nahrungsgeruch wahr und füttern ihre Jungen damit, was dazu führt, dass die Küken mit vollem Bauch verhungern. [5] Eine Untersuchung zeigte, dass sich bei 93 Prozent der Eissturmvögel Plastikteile im Magen befinden. Immer häufiger werden Kadaver mit Kunststoffteilen im Magen aufgefunden. [5]
Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass bis 2050 so gut wie jeder Meeresvogel Plastik im Magen haben wird, wenn die Meeresverschmutzung so weitergeht. [5] Auch Meeresschildkröten reagieren auf die Duftstoffe von Plastik, sie nehmen den gleichen Geruch wahr wie bei ihrer Nahrung und werden davon angelockt. [8] Schon wenig Plastik in ihrem Magen kann das Todesurteil für sie bedeuten. [9]
Plastik gelangt in die menschliche Nahrungskette
Die Schadstoffe aus dem Müll gelangen hauptsächlich über Fische aus den Meeren in den menschlichen Körper. Mikroplastik und umweltschädliche Stoffe werden von Fischen aufgenommen und enden durch den Verzehr dieser Tiere letztlich im menschlichen Körper. [5]
Auch wenn die gesundheitlichen Folgen noch nicht ausreichend erforscht sind, warnt die WHO bereits vor kleinen Partikeln, die nicht ausgeschieden werden, sondern stattdessen im Körper bleiben und Entzündungen in Organen auslösen können. [10] Neben Weichmachern handelt es sich dabei auch um das als krebserregend geltende PCB oder das Insektizid DDT in Mikroplastik-Partikeln, die in den menschlichen Körper gelangen. Diese Schadstoffe stehen mit der Beeinträchtigung des Hormonsystems in Verbindung. [11]
Mikroplastik aus Kosmetikprodukten gelangt in die Meere
Ein weiteres Problem sind Plastikpartikel aus Kosmetika: Wenn Muscheln oder Korallen Mikroplastik aufnehmen, ist das für sie tödlich. Durch das Abwassersystem gelangen Schätzungen zufolge rund 1.000 Tonnen Mikroplastik aus Putzmitteln und Kosmetikprodukten in die Gewässer. [6]
Helfen Sie, den Müll aus den Meeren zu entfernen
Schützen Sie die Umwelt und helfen Sie, die Meere vom Plastikmüll zu befreien. Sammeln Sie einfach im nächsten Urlaub am Strand Müll auf oder holen Sie ihn aus dem Wasser – die Tiere und die Umwelt werden es Ihnen danken.
Zusätzlich können Sie dazu beitragen, dass weniger Plastik in die Meere gelangt. Reduzieren Sie Ihren Müll und damit Ihren Ressourcenverbrauch auf ein Minimum. Kaufen Sie Obst und Gemüse ohne Plastikverpackung, gehen Sie in Unverpackt-Läden oder auf den Wochenmarkt, benutzen Sie beim Waschen Ihrer Textilien einen Mikrofaser-Waschbeutel und kaufen Sie Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik.
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Quellen
[1] Naturschutzbund Deutschland (2018): Müllkippe Meer, https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/meeresschutz/210531-m__llkippe_meer-2021.pdf, (eingesehen am 17.02.2022)
[2] National Ocean Service: Garbage Patches: How Gyres Take Our Trash Out to Sea, https://oceanservice.noaa.gov/podcast/mar18/nop14-ocean-garbage-patches.html, (eingesehen am 16.02.2022)
[3] Wetzel, Corryn (2021): This New Installation Pulled 20,000 Pounds of Plastic From the Great Pacific Garbage Patch, https://www.smithsonianmag.com/smart-news/this-new-installation-just-pulled-20000-pounds-of-plastic-from-the-great-pacific-garbage-patch-180978895/, (eingesehen am 16.02.2022)
[4] NTV (2018): Pazifik-Müllstrudel viel größer als vermutet, https://www.n-tv.de/wissen/Pazifik-Muellstrudel-viel-groesser-als-vermutet-article20351121.html, (eingesehen am 17.02.2022)
[5] WWF (2020): Das kann kein Meer mehr schlucken: Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll, https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/, (eingesehen am 17.02.2022)
[6] NABU: Plastikmüll und seine Folgen, https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html, (eingesehen am 16.02.2022)
[7] Richardson, K. et. al. (2022), Global estimates of fishing gear lost to the ocean each year. Science Advances, Vol 8, Issue 41; DOI: 10.1126/sciadv.abq0135 (eingesehen am 13.10.2022)
[8] SPIEGEL Wissenschaft (2020): Plastik, du riechst so gut, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/plastikmuell-warum-meeresschildkroeten-plastik-fressen-a-509d6735-7f08-41d8-be9f-84569f4c3cc4, (eingesehen am 17.02.2022)
[9] Stern: So gefährlich ist Plastikmüll für Meeresschildkröten, https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/wie-viel-plastik-toetet-eine-meeresschildkroete–8362554.html, (eingesehen am 17.02.2022)
[10] Planet Wissen (2021): Mikroplastik – ein fast unsichtbares Problem, https://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/kunststoff/mikroplastik-162.html, (eingesehen am 17.02.2022)
[11] WELT (2013): Plastikpartikel können Menschen schaden, https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article113267974/Plastikpartikel-koennen-Menschen-schaden.html, (eingesehen am 17.02.2022)