Ist Falknerei Tierquälerei? Wie Greifvögel für die Beizjagd leiden

Der Begriff Falknerei ist eine Bezeichnung für die Beizjagd, bei der Greifvögel und Falkenartige als Waffen missbraucht und auf andere Wildtiere gehetzt werden. Bei Veranstaltungen auf Mittelaltermärkten und in Freizeitparks werden Greifvögel, Falken und Eulen zudem zu Unterhaltungszwecken missbraucht oder bei Flugvorführungen zur Schau gestellt. Die Wildvögel sind gezwungen, einen Großteil ihres Lebens eingesperrt oder festgebunden auszuharren.

Inhaltsverzeichnis

Ist Falknerei Tierquälerei?

Die Falknerei ist für betroffene Vögel mit großem Leid verbunden. Wanderfalken beispielsweise sind die schnellsten Wildvögel [1] – ihr langer Schwanz und die spitzen Flügel ermöglichen ihnen Sturzflüge mit Geschwindigkeiten von bis zu 360 Kilometern pro Stunde. [2] Das Jagdrevier des Turmfalken umfasst 200 Hektar. [3] In der Gefangenschaft von Falknereien können die Tiere ihren natürlichen Instinkten nicht selbstbestimmt nachgehen, denn in verbringen einen Großteil ihres Lebens eingesperrt in beengten Volieren oder festgebunden an Fußfesseln.

  • In Falknereien ist die sogenannte Anbindehaltung eine gängige Haltungsform: Dabei verbringen die Tiere beinahe ihr ganzes Leben an den Füßen angebunden auf einem Holzpflock. Wenn sie versuchen zu fliegen, werden sie von der ein bis zwei Meter langen Lederschnur zurückgerissen.
  • Laut der geltenden Richtlinien zur Haltung von Greifvögeln und Eulen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist es momentan zulässig, den Vögeln nur jeden zweiten Tag Freiflug zu gewähren. [4]
  • Auch in Volieren sind die Tiere in ihrem natürlichen Flugverhalten stark eingeschränkt. Wenn sie in Panik geraten, bergen – vor allem sehr große – Volieren ein enormes Verletzungsrisiko. Die Vögel erreichen bereits auf kürzeren Strecken sehr hohe Geschwindigkeiten, sodass oft schwere Verletzungen oder sogar Todesfälle die Folge von Panikreaktionen sind. [5]
  • Teilweise werden die Wildvögel mit Nahrungsentzug gefügig gemacht.
  • Immer wieder werden Falken und andere Vögel auf Wildtiere gehetzt, die nicht ihrem natürlichen Beutespektrum entsprechen – mit Risiken für beide Seiten.
Angeleinter Greifvogel sitzt auf einer Hand
Die Vögel werden von klein auf fehlgeprägt und vom Menschen abhängig gemacht.

Warum werden die Augen von Falken verbunden?

Um die Greifvögel ruhigzustellen, nehmen Falkner:innen den Tieren oftmals zeitweilig visuelle Reize, indem sie ihre Augen mit einer Haube verdecken.

Was macht man als Falkner?

Falkner:innen sind Hobbyjäger:innen, die Falken und Greifvögel wie Adler, Habichte oder Bussarde einsperren und hungern lassen, um sie bei der Beizjagd auf andere Wildtiere zu hetzen.

Warum gibt es Falknereien?

Die Falknerei dient eigentlich zur Jagd, und zwar zur sogenannten Beizjagd, bei der mit abgerichteten Greifvögeln frei lebende Wildtiere gejagt werden.

In Freiheit jagen Greifvögel, um zu überleben – in der Falknerei hingegen werden sie zu Waffen degradiert und zum Töten missbraucht. Meist werden die Vögel bereits als Jungtiere auf den Menschen fehlgeprägt und von Falkner:innen abgerichtet. Dadurch werden die Wildtiere abhängig und gefügig gemacht, sodass sie immer wieder zu ihren Peiniger:innen zurückkehren.

Um die Beutefangbereitschaft und Heimkehr der Vögel sicherzustellen, entziehen Falkner:innen ihnen Nahrung. [6] Bei der Jagd hetzen Jäger:innen die Vögel auf Tiere wie Hasen, Kaninchen, Tauben oder Füchse.

Falke greift nach einer Beute
Bei der Falknerei werden Greifvögel abgerichtet, um frei lebendes Wild wie Hasen oder Füchse zu jagen. 

Wenn die Vögel Beutetiere ergreifen und verwunden, sterben diese häufig einen langsamen und schmerzhaften Tod. Denn die unnatürlichen Haltungsbedingungen in Gefangenschaft und der Nahrungsentzug können die körperliche Fitness der sogenannten „Beizvögel“ sowie die Schärfe ihrer Krallen und Schnäbel verändern, [7] sodass ihr physischer Zustand erheblich von dem ihrer frei lebenden Artgenossen abweicht.

Falkner:innen richten Greifvögel außerdem auf Tiere ab, die normalerweise nicht zu ihrem Beutespektrum zählen, zum Beispiel auf Füchse. Wenn Beutetiere zu groß sind, fällt den Vögeln die Jagd schwerer und der Tötungsprozess verlängert sich.

Ob mit Greifvögeln oder Gewehr: Für die Jagd besteht keinerlei Notwendigkeit , denn Tierpopulationen regulieren sich aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit, Sozialgefüge und Krankheiten selbst. Die Jagd hingegen zerstört dieses natürliche Gleichgewicht und bedingt ein Anwachsen der Populationen. [8-11]

Für die Jagd – ob mit Greifvögeln oder Gewehr – besteht ohnehin keine Notwendigkeit: Tierpopulationen regulieren sich aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit, Sozialgefüge und Krankheiten selbst. Die Jagd hingegen zerstört dieses natürliche Gleichgewicht und bedingt ein Anwachsen der Tierpopulationen. [8, 9, 10, 11]

Die Beizjagd verstößt gegen das Tierschutzgesetz

Nach Paragraf 3 Nummer 8 des Tierschutzgesetzes ist es verboten, ein Tier auf ein anderes zu hetzen, soweit die Grundsätze weidgerechter Jagdausübung dies nicht erfordern. Die Beizjagd ist weder notwendig noch weidgerecht. Im Gegenteil: Sie geht mit vermeidbarem erheblichem Leid für die Tiere einher – sowohl für die Greifvögel selbst als auch für die Beutetiere, auf die sie von den Jäger:innen gehetzt werden.

Angebundener Vogel sitzt auf einer Hand
Bei der Beizjagd werden Greifvögel als Jagdwaffen missbraucht und auf Wildtiere gehetzt.

Gemäß Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes muss ein Tier zudem seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden [12]. Im Widerspruch zu dieser Bestimmung sind Greifvögel in der Falknerei dauerhaft in ihrem natürlichen Flugverhalten eingeschränkt oder es wird ihnen gänzlich verwehrt. Nahrung wird ihnen vorenthalten, und ihr Körpergewicht wird erheblich reduziert. Eine Unterbringung in Gefangenschaft, bei der die Vögel ihren natürlichen Bedürfnissen selbstbestimmt nachgehen können, ist nicht möglich – Greifvögel gehören in die Freiheit.

„Tradition“ darf niemals Folter rechtfertigen

Die Falknerei gilt seit 2014 als immaterielles Kulturerbe, da sie bis ins Mittelalter zurückreicht und sich bis heute nicht wesentlich verändert hat. Damit ist die Falknerei eine der ältesten ausbeuterischen Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Mittlerweile ist jedoch gesellschaftlich anerkannt, dass Tiere fühlende Lebewesen sind, die Schmerz und Leid empfinden, weshalb sie unter anderem durch das Tierschutzgesetz geschützt sind.

In unserer modernen Gesellschaft mit ihren moralischen Grundsätzen wird die Tierquälerei der Falknerei als „Tradition“ getarnt, denn anders ließe sie sich nicht rechtfertigen. Tiere zur Unterhaltung oder zu einem anderen vermeintlichen Nutzen zu missbrauchen, ist jedoch ethisch nicht vertretbar und speziesistisch.

So können Sie Greifvögeln, Falken und Eulen helfen

  • Bitte besuchen Sie keine Tierparks, Wildtierparks oder Greifvogelparks: Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten.
  • Sollten Sie einen verletzten Greifvogel finden, notieren Sie sich bitte in jedem Fall den genauen Fundort des Tieres. Suchen Sie im Internet nach der richtigen Anlaufstelle in Ihrer jeweiligen Region.

Hinweis: Im vorherigen Artikel wird aus Darstellungs- und Verständnisgründen teilweise die geläufige umgangssprachliche Bezeichnung Greifvögel verwendet. Damit sind auch die Falkenartigen gemeint, obgleich diese nach aktuellem wissenschaftlichen Stand als eigenständige taxonomische Gruppe gelten.

Falken wurden bislang biologisch der Ordnung der „Greifvögel“ zugeordnet. Molekulargenetische Analysen haben jedoch gezeigt, dass Falken näher mit Papageien und Sperlingsvögeln verwandt sind als mit Greifvögeln wie Habicht oder Sperber. Deshalb werden Falkenartige (Ordnung Falconiformes) wissenschaftlich mittlerweile als eigene Gruppe klassifiziert und von den übrigen „Greifvögeln“ (Ordnung Accipitriformes) abgespalten betrachtet. [13]