Tasha und ihre Welpen: Blog einer Mitarbeiterin des Rumänien-Teams

Hier in Rumänien beschweren sich die Menschen oftmals über die vielen heimatlosen Hunde und Katzen, die auf unseren Straßen leben. Sie verstehen nicht, dass die traurige Situation der Tiere nicht zuletzt unserer menschlichen Ignoranz, Trägheit und mangelnden Bildung geschuldet ist. Und es gibt weitere Gründe, die das Problem verschärfen: Überall liegen Haushaltsabfälle herum.

Es gibt Menschen, die Generationen von heimatlosen Welpen, die in der Nähe ihres Wohnblocks geboren werden, mit Nahrung versorgen – anstatt die Hundemütter kastrieren zu lassen und zu pflegen. Hier fehlt es an dringend benötigten Informationen über die Notwendigkeit der Kastration von Tieren und an der Bereitschaft, heimatlose Tiere zu adoptieren. Es herrscht eine allgemeine Gleichgültigkeit.

An einem sonnigen Frühlingstag tauchten Tasha und ihre drei Welpen am Rande eines Dorfes in Rumänien auf, dort, wo die Bewohner ihre Mülltonnen abgestellt hatten. Besonders an warmen Tagen stank es hier erbärmlich. Tasha hatte in ihrem Leben schon dreimal Welpen zur Welt gebracht, doch sie wurden ihr jedes Mal direkt entrissen.

Die Menschen packten ihre kleinen Babys in einen Plastiksack und fuhren mit dem Auto in den Wald. Wenn sie zurückkamen, waren Tashas Kinder verschwunden. Jedes Mal weinte die junge Hündin tage- und nächtelang, konnte nichts essen und nicht schlafen. Die enge Kette an ihrem Hals hinderte Tasha daran, nach ihren verlorenen Kindern zu suchen.

Diesmal sollte alles anders sein

Nun brachte Tasha zum vierten Mal Welpen zur Welt. Nach der Geburt säuberte die schmächtige Hündin ihre Babys liebevoll – sie war erschöpft, aber glücklich. Zwei kleine Jungs und ein Mädchen suchten hungrig nach der Milch ihrer Mutter.

Plötzlich kamen die Menschen in den Hof und rissen an Tashas schwerer Kette. Tasha hatte kaum genug Kraft um aufzustehen, doch die Menschen zogen sie ins Auto. Die Welpen legten sie neben ihre Mutter. Diesmal würde auch Tasha mitfahren – und nie mehr zurückkommen.

Tasha wusste nicht, wo sie war

Die Menschen setzten Tasha und ihre drei kleinen Welpen neben den Mülltonnen aus, gingen zurück zum Auto und fuhren davon. Von einer Minute auf die andere hatte sich Tashas ganzes Leben verändert. Von nun würde sie kein Brot mehr von ihren Menschen bekommen, kein Wasser an heißen Tagen. Von nun an würde alles anders werden.
 
Tasha wusste: Wenn sie überleben wollte, dann musste sie sich so schnell wie möglich an die neue Situation anpassen. Also durchsuchte sie täglich die Müllsäcke, in denen die Menschen ihre Abfälle entsorgten – oftmals fand sie darin etwas Nahrung. Es war Frühling, die Natur war großzügig und häufiger Regen sorgte für genügend Wasser. Auch Tashas Welpen lernten schnell, was es bedeutet, sich selbst versorgen zu müssen. Gemeinsam buddelten sie Gruben, in denen sie ihre Nahrung versteckten. Schließlich konnte man nie wissen, was der nächste Tag bringen würde. So verbrachte die kleine Hundefamilie ihre Tage trotz der schwierigen Situation mehr oder weniger glücklich.

Das unschuldige Schimmern von Kinderaugen

An einem schönen Sommertag war unser Team im Rahmen unserer Kastrationskampagne in Tashas Gegend unterwegs. Wir fuhren die holprige Straße entlang, kamen an besagten Mülltonnen vorbei – und entdeckten Tasha und ihre Welpen. Die Kleinen spielten glücklich und rannten voller Lebensfreude herum. Sie waren mollig, und in ihren Augen zeigte sich das unschuldige Schimmern, das man nur in Kinderaugen sieht. Wir hielten an, gaben der Hundefamilie etwas Nahrung und stellten Wassernäpfe auf.

Fortan kamen wir auf unserem täglichen Weg zu den Kastrationen im Nachbarort immer bei den Mülltonnen vorbei und versorgten Tasha und ihre Kinder mit Nahrung und Wasser. Anfangs waren die Tiere noch ein wenig scheu, doch nach und nach freundeten sie sich mit uns an und schienen sogar auf uns zu warten. So vergingen die Tage – bis unsere Kastrationskampagne schließlich in ein anderes Dorf verlegt wurde.

Erst drei Monate später kehrten wir in Tashas Gegend zurück. Je näher wir den Mülltonnen des Dorfes kamen, umso ungeduldiger wurden wir. Würde Tasha noch mit ihren Welpen dort leben? Wir hofften es sehr, denn nun wollten wir auch sie kastrieren. Wir kamen an – doch Tasha und ihre Welpen waren nicht mehr da.

Was war mit ihnen geschehen?

Traurig setzten wir uns ins Auto und fuhren weiter zum Nachbarort, in dem unsere Kastrations-kampagne durchgeführt wurde. Einige Tage später lernten wir Frau Magda kennen. Die ältere Dame erzählte uns vom Verlust ihres Hundes Pedro, der 18 Jahre lang treu an ihrer Seite gelebt hatte. Frau Magda hatte viele Wochen um ihren Pedro getrauert, als ihr Bruder eines Tages plötzlich mit einem kleinen Welpen nach Hause kam. Er hatte „Lucky“ am Rande des Nachbardorfes bei den Mülltonnen gefunden. Wir blickten auf den Hund in den Armen der alten Dame und konnten es kaum glauben: Lucky war Tashas Sohn!

Frau Magda erzählte uns glücklich, dass ihr Bruder die Hundemutter Tasha bei sich aufgenommen hatte und dass Luckys Geschwister nun bei ihren Nachbarn lebten. Was für großartige Neuigkeiten! Alle Vierbeiner von den Mülltonnen hatten ein liebevolles Zuhause gefunden! Wir waren überglücklich und dankbar.

Selbst hier, in der ländlichen Gegend Rumäniens, hatten wir Menschen gefunden, die ein Herz für Tiere haben; Menschen, von denen wir etwas lernen können. Dieses berührende Erlebnis hat uns gezeigt, dass es möglich ist, gemeinsam eine neue Welt zu schaffen, in der wir Menschen den Tieren mit Respekt und Mitgefühl begegnen. Gemeinsam können wir die Welt Tag für Tag ein bisschen besser und schöner machen. Und dafür sorgen, dass sich für viele weitere Tiere das Leben zum Guten wendet – so wie für Tasha und ihre drei Kinder.

Was Sie tun können

Rumänien ist das Land mit den meisten heimatlosen Hunden in ganz Europa. Tausende von ihnen werden Jahr für Jahr von Hundefängern gefangen und in städtischen Tierheimen und Tötungsstationen untergebracht. Um dieses Leid zu verringern, haben wir gemeinsam mit unserem Partner Eduxanima ein großes Kastrations- und Bildungsprogramm vor Ort ins Leben gerufen.

Mit einer mobilen Kastrationskampagne können wir jedes Jahr über 8.000 Tieren helfen. Mithilfe von Kastration und Registrierung sorgen wir für eine nachhaltige Populationskontrolle von Hunden und Katzen. Durch Spenden von Laufleinen und Nahrung und mit medizinischer Versorgung hilft unser Team Hunden, die auf der Straße leben, und jenen, die zwar ein Zuhause haben, aber im Freien gehalten werden.

Kinder lernen im Tierschutzunterricht an Schulen, wie wichtig es ist, Mitgefühl und Empathie für alle Lebewesen zu entwickeln. Durch Gespräche mit Politikern und lokalen Bürgermeistern wird die Kampagne auf viele weitere Orte in Rumänien ausgeweitet, denn nur so lässt sich das Leid tausender Tiere langfristig verringern. Wo immer Hilfe benötigt wird, helfen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Kräften.

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir das Kastrationsprojekt in Rumänien weiter ausbauen können.