Igel füttern: Soll und darf man Igel füttern? Alle Infos

Sollte man Igel füttern oder lieber nicht? Und falls ja – was essen Igel eigentlich? Wann brauchen Igel unsere Hilfe und wie können wir ihnen helfen? Diese und weitere Fragen beantworten wir von PETA Deutschland in diesem Beitrag.

Wann soll man Igel füttern?

Nicht jeder Igel, den man im Garten herumstreunen sieht, ist automatisch hilfebedürftig. Leider meinen es viele Menschen zu gut mit den Wildtieren und stellen ihnen Futter oder sogar Milchschalen raus, obwohl das Zufüttern den Igeln machmal sogar mehr schaden als helfen kann. Da Igel sehr bequem sind, schlagen sie solche Nahrungsangebote so gut wie nie aus, was viele glauben lässt, dass sie auf die Nahrung angewiesen sind. Jedoch können folgende Probleme beim Zufüttern von Igeln auftreten: 

  • Der Zyklus des Igels kann durch das Füttern gestört werden, sodass er nicht in den Winterschlaf geht. In der Natur begibt sich der Igel nämlich dann in den Winterschlaf, wenn die Nahrung knapp wird und er kaum noch was zu Essen findet.
  • Wird ein Igel falsch ernährt, kann das schwere Folgen für seine Gesundheit haben. Sogar Fehlbildungen können durch Mangelernährung entstehen.
  • Jungtiere müssen die Futtersuche erlernen, damit sie langfristig eine Überlebenschance haben. Wird ihnen jeden Tag Nahrung vor die Nase gestellt, kann es passieren, dass sie die Insektensuche nicht richtig erlernen.
  • Nahrungsstellen können Krankheiten übertragen, wenn sie von verschiedenen Igeln benutzt und nicht richtig gereinigt werden.
  • Igel sind laktoseintolerant und können von einem Schälchen Milch starken Durchfall bekommen, der im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.

Aus diesen Gründen sollte man Igel nie „grundsätzlich“ füttern. Besonders in einem milden Herbst gibt es für die Wildtiere ein reiches Futterangebot, sodass sie sich problemlos die für den Winterschlaf nötigen Fettreserven anessen können. Nur in bestimmten Ausnahmesituationen benötigen Igel unsere Hilfe und sollten gefüttert werden.

Igel

In diesen Fällen brauchen Igel unsere Hilfe

Igel beginnen gegen Anfang November, je nach Witterung aber auch schon Anfang Oktober, mit dem Winterschlaf. Zu dieser Zeit sollte man darauf achten, wie groß die Igel sind, denen man begegnet. In der Regel sollten Alttiere 1.000 Gramm und Jungtiere 500 – 700 wiegen. Da man dies nicht ohne Weiteres erkennen kann, achten Sie auf folgende Anzeichen:

  • Einbuchtung hinter dem Kopf
  • Birnenförmige Statur
  • Eingefallene Augen
  • Sucht tagsüber nach Futter

Sollten diese Punkte zutreffen, braucht der Igel Zufütterung. Im Herbst sollten sie das Tier im Garten füttern, im Winter in menschlicher Obhut. Wichtig: Bitte kontaktieren Sie diesbezüglich die Igelhilfe! Nutzen Sie hierfür die Hotline von Pro-Igel.

Finden Sie einen Jungigel mit einem Gewicht von unter 500 Gramm, braucht das untergewichtige und vielleicht kranke Tier Ihre Hilfe. Auch wenn ein Igel im Spätwinter zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und aufgrund des zugefrorenen Bodens keine Nahrung findet, sollten Sie dem Tier durch Zufüttern helfen. 

Weitere Ausnahmesituationen, in denen Sie eingreifen sollten:

  • Verletzter Igel mit Wunden oder offensichtlichen Krankheiten (torkelt, rollt sich nicht ein, extremer Fliegen- oder Madenbefall, hustet oder röchelt, Apathie)
  • Verwaiste Igelbabys (tagsüber außerhalb des Nestes, geschlossene Augen)
  • Wache Igel, die Sie tagsüber bei Temperaturen dauerhaft unter 5 Grad finden (ca. Ende Oktober-März)
  • Igel an einem gefährlichen Ort (z. B. Straße)
  • Auch in extremen Dürrejahren kann eine Igelfütterung notwendig sein. Informieren Sie sich hierfür am besten bei einer professionellen Igel-Auffangstationen oder Pro-Igel.

In all diesen Fällen genügt es nicht, Nahrung für die Igel rauszustellen. So sollte beispielsweise ein unterkühlter Igel aufgewärmt werden; Außenparasiten wie Fliegeneier oder Maden müssen unverzüglich entfernt werden. Wichtig ist vor allem, den Fund bei der örtlichen Igelstation oder Igelberatungsstelle zu melden; je nach Fall kann das Tier auch dort aufgenommen und fachmännisch versorgt werden. Diese Einrichtungen geben Ihnen auch gerne weitere Tipps, sollten Sie sich entscheiden, den Igel selbst aufzupäppeln.

Was essen Igel?

Igel sind Insektenesser und ernähren sich von nachtaktiven Insekten wie Käfern, Larven, Schnecken, Regenwürmern, Tausendfüßlern, Spinnen und vielen weiteren Kleintieren. Obst und Gemüse wie Äpfel oder Nüsse können sie nicht essen, da ihr Magen-Darm-Trakt diese nicht verdauen kann.

Wer einen Igel füttern will, darf dies jedoch auf keinen Fall mit Schnecken oder Regenwürmern tun, da diese Tiere häufig Innenparasiten übertragen, welche den Igel noch kränker machen können. Informieren Sie sich umfassend beim Igel-Profi über die richtige Ernährung Ihres Igel-Pfleglings. Weitere Informationen zur Ernährung, Aufnahme und Pflege von Igeln finden Sie bei pro-igel.de.

Was kann man Igeln im Herbst Gutes tun?

Auch wenn Igel nur in Ausnahmefällen gefüttert werden sollen, kann man ihnen mit anderen Mitteln über den Winter helfen. So können Sie ihm einen Unterschlupf bieten, indem Sie einen großen Laubhaufen im Garten liegen lassen oder ein Igelhaus an einer geschützten Stelle aufstellen.

Sorgen Sie auch dafür, dass Ihr Garten für die Tiere gut zugänglich und naturbelassen ist – Motorsensen und Mähroboter können den Tieren gefährlich werden. Wenn es sich um einen trockenen Herbst handelt, können Sie dem Igel eine Schale mit Wasser hinstellen, um die Flüssigkeitszufuhr zu gewährleisten.