Amazonas-Regenwald heizt nun vermutlich Klimawandel an

Der Amazonas-Regenwald wird oft als natürliche Festung gegen den Klimawandel beschrieben. Doch nach Jahrzehnten menschlicher Aktivitäten vor Ort wie Abholzung und Landnutzungsänderung – vorwiegend für die Tierwirtschaft – kommt eine im März 2021 veröffentlichte Studie zu dem Schluss, dass der Regenwald den Planeten mittlerweile möglicherweise mehr erwärmen als abkühlen bzw. mehr Treibhausgase freisetzen könnte als er aufnimmt. Somit könnte der Amazonas den Klimawandel sogar anheizen. [1]

Kohlenstoffkreislauf in Gefahr

Seit Jahren wird mit Sorge beobachtet, dass Abholzung, steigende Temperaturen und Trockenheit die positiven Fähigkeiten des Amazonas einschränken könnten. Denn der weltweit größte Regenwald ist bekannt dafür, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu absorbieren und damit Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe auszugleichen.

Die Debatte um die Gesundheit des Amazonas-Regenwaldes und den Klimawandel dreht sich generell hauptsächlich um den Kohlenstoffkreislauf. Bäume nehmen Kohlendioxid auf und geben dieses wieder ab, wenn sie gerodet oder verbrannt werden. Kohlendioxid speichert die Wärme unserer Atmosphäre und trägt somit zum Klimawandel bei. Der Amazonas speichert in Bäumen und kohlenstoffreichen Böden das Äquivalent von vier bis fünf Jahren des vom Menschen verursachten CO2. Einige Teile des Amazonas setzen heute mehr Kohlenstoff frei, als sie absorbieren – hauptsächlich aufgrund von Abholzung und veränderter Landnutzung, die in engem Zusammenhang mit der Tierwirtschaft stehen. Im Moment absorbiert der Regenwald laut genannter Studie als Ganzes mehr CO2, als er freisetzt. [1, 2, 3]

Gerodeter brennender Wald
Immer mehr Flächen des Regenwaldes werden abgeholzt – mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima.

Studie: Nicht nur CO2 ein Problem

Das Gesamtbild ist laut den Forschern jedoch viel komplexer. Es ist die erste Studie, die alle Treibhausgase, die den Amazonas beeinflussen, untersucht und ihren Einfluss analysiert hat – dazu gehören auch Methan und Lachgas. Hierfür nahmen sie keine neuen Messungen vor, sondern analysierten die vorhandenen Daten aus einer umfassenderen Perspektive. Sobald diese anderen Faktoren berücksichtigt werden, scheint es, dass die Erwärmungseffekte, die im Amazonas entstehen, die kühlenden Effekte, die der Regenwald bietet, überwiegen und der Klimawandel somit angeheizt wird. [2]

Über einen Zeitraum von hundert Jahren hat Methan eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO₂, über 20 Jahre ist die Wirkung sogar 84-mal schädlicher als CO₂. [4] Wie Kohlenstoff ist auch Methan Teil eines natürlichen Kreislaufs: Böden und Sedimente setzen das Gas frei und absorbieren es. Die neue Studie geht davon aus, dass eine erhöhte Freisetzung von Methan unter anderem durch vermehrte Überschwemmungen ausgelöst wird, wie auch durch Abholzung, die in hohem Maße in Namen der Tierwirtschaft erfolgt. Die Fähigkeit des Amazonas zur Kohlenstoffbindung hat früher deutlich mehr zum Ausgleich von Methanemissionen beigetragen. Die negativen Auswirkungen der geschädigten Kreisläufe beeinflussen sich demnach gegenseitig. [1]

Ähnlich verhält es sich mit Lachgas, einem weiteren Treibhausgas, das 298 Mal klimaschädlicher ist als CO2. [5] Auch Lachgas wird von den Böden sowohl gebunden als auch freigesetzt. Die neuen Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Böden aufgrund von Abholzung, Klimawandel und der Austrocknung von Feuchtgebieten immer mehr Lachgas ausstoßen als sie binden. Durch die Abholzung kann sich das Niederschlagsmuster verändern. Hierdurch trocknet der Wald weiter aus und heizt sich auf, was den gesamten Klimawandel-Prozess ankurbelt. Darüber hinaus bemerkten die Forscher auch, dass Brandrodungen den Klimawandel verschlimmern. Sie setzen schwarzen Ruß in die Atmosphäre frei, der dazu beträgt, das Sonnenlicht zu absorbieren und die Erwärmung zu verstärken. [2, 3]

trockener Boden
Nach der Rodung trocknen die Böden aus, wodurch ebenfalls große Mengen von Treibhausgasen freigesetzt werden.

Amazonas-Regenwald hat Auswirkungen auf die ganze Welt

Bislang gehörte der Amazonas zu den größten Kohlenstoffsenken der Welt: Er nahm jährlich Millionen Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf und wandelte das CO2 durch Photosynthese in Sauerstoff um. Deshalb wird die Region auch als „grüne Lunge unseres Planeten“ bezeichnet, denn sie produziert 20 Prozent des globalen Sauerstoffs. [6]

Forscher machen jedoch Abholzung und Waldbrände für den Verlust von 1 Million Quadratkilometer Amazonas-Regenwald seit den 1970er-Jahren verantwortlich. Seit 2012 ist die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet um 60 Prozent gestiegen. Auch illegal gelegte Brände häufen sich. Zudem hat der Mensch bereits zwei Drittel des ursprünglichen tropischen Regenwalds degradiert oder zerstört – vor allem durch Abholzung und Landnutzungsänderung durch die Tierwirtschaft. [3] Sollten diese negativen Eingriffe durch den Menschen in gleichem Maße weiter erfolgen, könnte dies eine Gefährdung für unsere grüne Lunge darstellen und globale wie lokale Auswirkungen haben. Der Amazonas produziert einen Großteil seiner eigenen Feuchtigkeit. Dies könnte sich durch die Abholzung derart verändern, dass große Teile des Gebietes zu einer dauerhaft trockenen Savanne werden könnten. Dieser Kipppunkt könnte bereits bei einer 20- bis 25-prozentigen Abholzung des Regenwaldes erreicht werden. Dies wäre für das Klima äußerst problematisch, denn es könnte unter anderem das Potenzial der Wälder zum Absorbieren eines Großteils der Emissionen aus der Luft maßgeblich reduzieren. [1]

Tierwirtschaft als treibender Faktor

Laut der Studie sind Landnutzungsänderungen und Walddegradierung im Amazonas die größten Treiber der CO2-Emissionen. Die Wissenschaftler betonen, dass die Entwaldung des Regenwaldes historisch gesehen von der Mast sogenannter Nutztiere dominiert wurde und die Auswirkungen der Sojaproduktion stetig zugenommen hat. Beide Praktiken sind miteinander verbunden, unter anderem da Rinderzüchter ihr Land an Sojaproduzenten verkaufen und daraufhin die Schaffung neuer Weideflächen tiefer im Amazonasgebiet vorantreiben. [1]

Nicht nur Landnutzungsänderungen durch die Tierwirtschaft führen zu Treibhausgasemissionen, sondern auch die Tierhaltung an sich. Verantwortlich sind hierfür die Verdauungsprozesse oder Ausscheidungen der Tiere (Stichwort Methan und Lachgas) sowie die genutzten Landbewirtschaftungspraktiken. Oftmals werden Feuer oder Maschinen eingesetzt, um das Pflanzenmaterial nach der Abholzung zu entfernen und den Boden vorzubereiten. Auch die Einführung exotischer Weide- und Leguminosenarten wirkt sich negativ auf den Regenwald aus – beispielsweise ist der Amazonas eigentlich nicht für den Sojaanbau geeignet [7]. Letztlich führt auch der Einsatz von Düngemitteln zur Produktionssteigerung zu negativen Auswirkungen auf den Regenwald. [1] Die Weltgesundheitsorganisation FAO macht zudem die Umwandlung in Weideland für 80 Prozent der Verluste des Regenwaldes verantwortlich. [8] Berichten zufolge stehen zudem Rindfleischunternehmen wie JBS mit der Entwaldung und Landumwandlung in diesen Gebieten in Verbindung. JBS tätigt auch Fleischimporte nach Deutschland, unter anderem für das Fleischunternehmen Tönnies. [9] Die teilweise illegalen Brände stellen zudem eine Bedrohung für indigene Stämme dar und führen zu einem gewaltigen Artensterben. Das in Südamerika angebaute Soja dient hauptsächlich als Kraftfutter für sogenannte Nutztiere, die auch in Deutschland für den Konsum von Fleisch, Milch und Eiern gequält und getötet werden – 70 bis 75 Prozent des angebauten Sojas landet in den Futtertrögen der sogenannten Nutztiere oder in Aquakulturen – auch in Deutschland. [10] Der Konsum von Tierprodukten aus Deutschland steht daher in direktem Zusammenhang mit der Rodung des Regenwaldes.

Fleischtheke
Wer Fleisch und andere Tierprodukte konsumiert, ist indirekt für die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes mitverantwortlich.

Was Sie tun können

Es liegt in unserer Verantwortung, uns für die Erhaltung des Regenwaldes einzusetzen. Entscheiden Sie sich für eine vegane Ernährung und schützen Sie Tiere, Menschen und Umwelt. Der Einstieg ist leicht, die Auswirkungen deutlich spürbar. Wenn die Nachfrage nach Fleisch, Fischfleisch, Milch und Eiern gesenkt wird, wird auch weniger Regenwald gerodet. Melden Sie sich noch heute bei unserem kostenlosen Veganstart-Programm an und erhalten Sie Rezepte, Tipps und Tricks über die vegane Ernährung.