Tiere im Islam: Welchen Wert haben Tiere in der Religion?

Es gibt viele Mythen darüber, welchen Stellenwert Tiere im Islam haben und wie sie behandelt werden sollten. Der Islam ist eine Religion, die Tiere als besonderen Teil der Schöpfung Allahs ansieht. Doch häufig wird gerade das Schächten von Tieren als Beweis gewertet, der Islam sei eine tierfeindliche Religion. Gehen wir den Fragen also auf den Grund.

Inhaltsverzeichnis

Ist der Islam tierfreundlich?

Fest steht, dass sich im Islam zahlreiche Hinweise auf Mitgefühl und Respekt gegenüber Tieren finden. So soll der Prophet Mohammed besonders Katzen sehr gemocht haben. Tierquälerei wird verurteilt, und der Mensch wird angehalten, Verantwortung gegenüber Tieren und der Umwelt zu übernehmen. [1]

Wie in anderen Religionen gibt es mit Blick auf viele Fragen auch im Islam nicht die eine richtige Antwort, sondern verschiedene Auslegungen. Unterschiedliche Rechtsschulen und Islamgelehrte deuten den Koran und die Sunna auf ihre jeweils eigene Weise und geben ihre Ansichten an die Gläubigen weiter. Diese entscheiden dann individuell, wem sie ihr Vertrauen und somit Glauben schenken.

Koran
Im Islam werden auch Tierschutzgedanken thematisiert.

Schächten – was ist die Halal-Schlachtung?

Ein besonders heiß diskutiertes Thema ist das Schächten, also die rituelle Schlachtung von Tieren. Den Begriff gibt es übrigens auch im Judentum. Fleisch gilt als „halal“, also als erlaubt oder rechtmäßig, wenn das Tier vollständig ausgeblutet wurde und dafür Luftröhre, Speiseröhre und Arterien am Hals durchtrennt wurden. In einem entscheidenden Punkt sind sich die Gelehrten jedoch uneinig: Einige halten eine vorherige Betäubung des Tieres für zulässig, andere nicht. Immer mehr setzt sich die Ansicht durch, dass eine Betäubung nicht gegen Halal-Vorschriften verstößt. Unter anderem vertritt das Europäische Halal Zertifizierungsinstitut (EHZ) diese Meinung. [2]

Recherchen haben mehrfach gezeigt, welch unsägliche Qualen Tiere beim betäubungslosen Schlachten erleiden – nicht nur bei der Halal-Schlachtung. In Deutschland ist eine betäubungslose Schlachtung grundsätzlich verboten. Da im Grundgesetz jedoch sowohl die freie Religionsausübung als auch der Tierschutz verankert sind, wird abgewogen, und es werden Ausnahmegenehmigungen erteilt.

Leiden Tiere bei der Halal-Schlachtung?

Religiösen Quellen zufolge soll die Halal-Schlachtung gewährleisten, dass die Tiere so wenig wie möglich leiden. Sie sollen vor und während der Tötung keinen Stress empfinden, denn nur das entspricht der islamischen Vorstellung, Tiere mitfühlend zu behandeln. Doch die Praxis zeigt seit jeher: Ein fühlendes Lebewesen zu töten, ist immer mit Gewalt und Leid verbunden. Die Kluft zwischen Theorie und Praxis ist hier genauso groß wie der Unterschied zwischen den offiziellen Aussagen der weltweiten Fleischindustrie und der Realität im Schlachthof. In vielen Religionen wird die Achtung vor dem Leben gelehrt; doch wenn es darum geht, ein Tier umzubringen, spielt Achtung keine Rolle mehr. Tiere schreien, winden sich in Panik, leiden Schmerzen.

In allen Schlachthöfen geht es blutig zu – ob halal oder nicht.

Im Februar 2019 entschied der Europäische Gerichtshof ( EuGH ), dass Halal-Fleisch nicht das europäische Bio-Siegel tragen darf. Als Grund wird das fehlende Tierwohl bei der Schlachtung aufgeführt. Doch ergeht es Tieren in konventionellen Schlachthäusern wirklich besser?

Besser mit Betäubung?

Zahlreiche Berichte und Aufnahmen belegen: Auch Tiere, die nicht halal geschlachtet werden, erleiden unsagbare Qualen. Sie erleben Todesangst, Panik und unvorstellbare Schmerzen, wenn sie zum Schlachthof transportiert und in Räume getrieben werden, in denen es nach Blut, Angst und Tod riecht. Die vorgeschriebene Betäubung wirkt oft nicht, und so werden in deutschen Schlachthöfen offiziellen Angaben zufolge jedes Jahr Millionen von Tieren bei vollem Bewusstsein getötet. Die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher liegen. Dieses Problem besteht auch in sogenannten Bio-Schlachthöfen.

Wer sich tierfreundlich ernähren will – ob halal oder nicht –, dem bleibt nur eine Option: eine rein pflanzliche Ernährung. Diese Ernährungsform erfüllt auch den im Islam geforderten Respekt gegenüber dem eigenen Körper, der Umwelt und den Tieren. Offizielle Statistiken über die Anzahl der in Deutschland geschächteten Tiere werden nicht geführt. Fest steht jedoch, dass sie einen Bruchteil der insgesamt in Deutschland getöteten Tiere ausmachen. In Niedersachsen etwa verfügte ein einziger Betrieb über die Ausnahmegenehmigung für das grausame betäubungslose Schlachten. [3] Die Todesqualen von Tieren während der Schlachtung zu einem muslimischen Problem zu machen, verzerrt deshalb die Realität.

Gelten Hunde als unreine Tiere?

Ein anderes Thema, das in Fragen rund um Tierschutz und Islam immer wieder zur Sprache kommt, ist die Hundehaltung. In vielen Berichten werden Hunde als „unreine“ Tiere genannt, die nur gehalten werden dürften, wenn sie einen „Nutzen“ erfüllen, zum Beispiel zum Herdenschutz. Allerdings gibt es auch viele Hinweise, die in eine andere Richtung deuten. So sollen etwa mehrere Personen von Allah und Mohammed dafür belohnt worden sein, notleidenden Hunden zu helfen. [4] Entsprechend gibt es auch unterschiedliche Auslegungen darüber, welche Rolle der Hund im Islam nun einnimmt. Während einige Gelehrte die Hundehaltung verbieten, sehen andere kein Problem darin. Daher finden sich in Deutschland, aber auch in mehrheitlich muslimischen Ländern, immer mehr Hunde als tierische Begleiter.

Hund liegt am Boden
Die Haltung von Hunden ist im Islam umstritten.

Islamische Tierrechtsbewegung

Viele muslimische Menschen setzen sich für Tierrechte ein und möchten mehr darüber erfahren, was ihre Religion über Tiere sagt.[5] Die islamische Theologie fordert Mitgefühl und Respekt gegenüber allen Lebewesen. Deshalb ist es nur logisch, dass sich viele Gläubige fragen, ob sie überhaupt Tiere essen sollten – unabhängig von der Schlachtmethode.

Fakt ist: Unschuldige Lebewesen werden zu Opfern der industriellen Fleisch-, Milch- und Eierindustrie. Die meisten von ihnen verbringen ihr ganzes Leben unter trostlosen und schrecklichen Haltungsbedingungen, abgeschottet von allem, was ihr Leben erträglicher machen könnte. Oft leiden sie dabei an schweren Krankheiten. In diesen Industrien werden sogar Kinder getötet – lange bevor sie ihre natürliche Lebenserwartung erreichen: Für die „Produktion“ von Kalbfleisch etwa werden Kühe schon im Alter von wenigen Monaten umgebracht. Die Tierkinder werden über hunderte Kilometer und unter allen Witterungsbedingungen zum Schlachthof gekarrt und gewaltsam in den Schlachtraum getrieben.

Auch wenn wir das Leid der Tiere in den großen, dunklen Ställen und Hallen nicht sehen können, dürfen wir nicht vergessen, dass es existiert.

Was Sie tun können

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