Jedes Jahr warten über 350.000 Hunde, Katzen, Kaninchen, Reptilien und andere Tiere in deutschen Tierheimen, in Tierhilfen und Tierschutzvereinen sehnsüchtig auf ein liebevolles Zuhause. [1] Trotzdem vermehren unverantwortliche Menschen weiterhin Tiere – für ihren Profit oder den Rassenwahn.
Erfahren Sie hier, unter welchen schrecklichen Bedingungen sogenannte Haustiere gezüchtet werden und wie sehr die Tiere unter der Zucht und dem Handel leiden.
Wie werden „Haustiere“ gezüchtet?
Für den Handel mit Heimtieren werden Hunde, Katzen, Reptilien und Kleintiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster oftmals massenhaft vermehrt. Dafür werden oftmals ausgewählte Tiere gezielt miteinander verpaart, damit ihre Nachkommen vom Menschen festgelegte Rassemerkmale erfüllen. Andere Tierarten werden wiederum auf Masse „produziert“, um sie in möglichst großen Mengen verkaufen zu können.
Wir von PETA Deutschland konnten bereits 2015 in einer umfangreichen Recherche aufdecken, unter welchen katastrophalen Bedingungen viele Hunde, Katzen und Kleintiere aufwachsen. Elterntiere werden als Gebärmaschinen missbraucht. Teilweise vegetieren sie ein Leben lang unter grauenvollen Bedingungen in Massenzuchten, sitzen zentimeterhoch in ihren eigenen Fäkalien, sind umgeben von kranken und sterbenden Tieren, sehen niemals das Tageslicht und leiden Tag für Tag.
Auch bei vermeintlich seriösen „Züchtern von nebenan“ wurden schreckliche Zustände aufgedeckt, unter denen die Tiere gehalten wurden. Züchter:innen von Hunden, Katzen und anderen Tieren geht es nicht um das Wohl der Tiere, sondern nur darum, mit den Tieren möglichst viel Geld zu verdienen.
Qualzuchten: Tiere leiden unter Zuchtzielen
Züchter:innen erschaffen Tiere nach bestimmten Vorstellungen, Farben und Formen. Zuchtverbände stellen sogenannte Zuchtziele auf, bei denen bestimmte Merkmale zu Körperform, Haar- oder Federfarbe exakt vorgeschrieben sind. [2] Das Wohl und die Gesundheit der Tiere interessiert hierbei nicht. So leiden viele Tiere ihr Leben lang unter zuchtbedingten Merkmalen und Krankheiten wie Atemnot durch extrem kurze Nasen, schweren Gelenkproblemen, Taubheit oder Blindheit, Orientierungslosigkeit und Kommunikationsstörungen. Viele Tiere leiden so stark unter ihrer Züchtung, dass sie ihre natürliche Lebenserwartung nicht erreichen.
Obwohl § 11b Tierschutzgesetz die Zucht von sogenannten Qualzuchten verbietet, wird dieses Verbot von den Behörden und der Justiz nicht effektiv umgesetzt. [3] Da es noch immer Menschen gibt, die völlig überzüchtete Tiere wie Französische Bulldoggen oder Perserkatzen kaufen, geht das Leid der betroffenen Tiere ungehindert weiter.
Woher kommen die Tiere aus Baumärkten und Zoohandlungen?
Zoohandlungen machen sich die niedliche Wirkung von Tierkindern zunutze. Um möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften, zählt dabei nicht das einzelne Tier, sondern die Masse. In fast jedem zweiten deutschen Haushalt lebt mindestens eines der insgesamt über 39 Millionen Heimtiere. [4] Besonders der Handel mit Jungtieren floriert seit Jahren.
In Baumärkten, Gartencentern und Zoogeschäften wird über die Herkunft der Kleintiere meist nicht informiert. Doch die Zustände in der tierquälerischen Massenproduktion von Kleintieren für den Heimtierhandel sind erschreckend: Kaninchen, Vögel, Mäuse, Meerschweinchen und viele andere Tiere werden in dunklen Hallen oder in in kleinen, verdreckten Käfigen zu Hunderten „produziert“. Verletzte, kranke und tote Tiere sind an der Tagesordnung.
Oft werden Tiere wie Reptilien über weite Strecken aus dem Ausland in die Zoohandlungen transportiert. Viele von ihnen sterben schon auf den Transportwegen oder bereits auf den Zuchtfarmen. Sterberaten von bis zu 70 Prozent sind im Handel bereits einkalkuliert. [5] Bei deutschen Großhändlern werden die überlebenden Reptilien oft in winzige Plastikboxen eingepfercht und darin teilweise mehrere Jahre vorrätig gehalten.
In der Zucht und im Handel werden die Bedürfnisse und oft auch das Schmerzempfinden der Tiere ignoriert – nur die „Ware Tier“ zählt. Kaufen Sie daher niemals ein Tier bei Züchter:innen, in einer Zoohandlung oder auf sogenannten Heimtiermessen.
Was Sie tun können
- Wenn Sie einem Tier langfristig ein gutes Zuhause bieten möchten, besuchen Sie ein Tierheim und adoptieren Sie einen tierischen Mitbewohner.
- Unterstützen Sie bitte auch unsere Forderung nach einem Heimtierschutzgesetz und gesetzlichen Regelungen für den Verkauf von Tieren in Zoofachhandlungen.
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Quellen
[1] Der deutsche Tierschutzbund: Tiervermittlung, https://www.tierschutzbund.de/organisation/einrichtungen/zentrum-weidefeld/tiervermittlung/, (eingesehen am 03.11.2021)
[2] VDH: Rassenlexikon, https://www.vdh.de/welpen/rasse, (eingesehen am 02.2018)
[3] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gutachten zur Auslegung des §11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzuchten), https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/Qualzucht.pdf;jsessionid=AA746949C8568A43231E5331F197C2BD.live852?__blob=publicationFile&v=2, (eingesehen am 03.11.2021)
[4] Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (19.03.2021): Wertvolle Mitbewohner: Mehr Fürsorge für Heimtiere in Corona-Zeiten, https://www.zzf.de/presse/meldungen/meldungen/article/wertvolle-mitbewohner-mehr-fuersorge-fuer-heimtiere-in-corona-zeiten.html, (eingesehen am 03.11.2021)
[5] Toland, Elaine; Warwick, Clifford; Arena, Phillip (2012): Pet Hate, in: The Biologist, Vol. 59 No. 3