Menschen, die Schweine beispielsweise auf Lebenshöfen, stellen fest, dass die neugierigen und einfühlsamen Tiere uns in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich sind: Sie hören gerne Musik, träumen vor sich hin und können sogar Videospiele spielen. Außerdem nehmen Schweine ihre Umwelt über Gerüche und Geräusche wahr, machen Betten, entspannen in der Sonne und lieben es, sich im Schlamm abzukühlen.
Trotzdem werden vor allem Hausschweine in der industriellen Schweinezucht und -mast für ihr Fleisch ausgebeutet und getötet. In Tierversuchen wird ihnen die Haut verbrannt und sie werden als „Ersatzteillager“ des Menschen für Organtransplantationen gezüchtet und getötet.
Diese erstaunlichen Fakten über Schweine werden ganz sicher dazu beitragen, dass Sie künftig keine Schweine mehr essen wollen.
1. Schweine werden unterschiedlich genannt
Schweine werden je nach Geschlecht und Alter ganz unterschiedlich bezeichnet. Aber wie nennt man das weibliche Schwein? Und wie heißen dann weibliche Ferkel?
- Schwein bezeichnet alle weiblichen und männlichen Tiere jeden Alters.
- Sau wird das weibliche Schwein genannt, nachdem es zum ersten Mal Ferkel zur Welt gebracht hat.
- Jungsau ist der Name für ein weibliches Schwein vor der Geschlechtsreife mit sechs Monaten.
- Als Ferkel gilt ein Schwein bis zu einem Gewicht von 30 Kilogramm.
- Männliche Schweine über 18 Monaten heißen Eber.
- Ein kastriertes männliches Schwein wird Börge genannt.
- Jungeber werden männliche Schweine vor der Geschlechtsreife bis zu einem Alter von 18 Monaten genannt.
2. Schweine haben ein gutes Gedächtnis und lernen Tricks
Suzanne Held von der University of Bristol fand durch ihre Forschung heraus, dass Schweine sich sehr gut daran erinnern können, wo ihre Nahrung gelagert wird. Die in der Studie eingesetzten Tiere konnten ihre Vorräte aus acht verschiedenen Orten auswählen und sich daran erinnern, in welchem Versteck sich weniger oder mehr Leckerchen befanden. Wenn sie die Wahl hatten, gingen sie dorthin, wo es die meisten Leckerlis gab. [1]
Dr. Stanley Curtis von der Penn State University legte einen Ball, ein Frisbee und eine Hantel vor mehrere Schweine und brachte den Tieren bei, über die Gegenstände zu springen, sich daneben zu setzen bzw. nach Aufforderung jeden Gegenstand zu bringen. Die Schweine konnten sich noch drei Jahre später an diese Objekte erinnern. [2]
3. Schweine kommunizieren über viele Laute und ihren Rüssel
Schweine kommunizieren permanent miteinander und können sogar Ultraschall-Klänge hören. [3] Ihre Oinks, Grunzlaute, Krächzer, Schreie, Beller und Quieker können verschiedenen Emotionen und verschiedenen Situationen zugeordnet werden. So grunzen beispielsweise Sauen besonders positiv, während sie ihr Ferkel stillen. [4] Kein Wunder, denn bereits neugeborene Ferkel lernen, auf die Stimmen ihrer Mutter zuzugehen. Und Mutterschweine singen während der Stillzeit sogar für ihre Jungen. [5, 6] Dagegen kommunizieren Schweine in belastenden Situationen mit emotional negativen Lauten wie bei der Kastration, bei Trennungen oder wenn sie unter Nahrungsentzug leiden. [4]
Außerdem sprechen Schweine über ihr Riechorgan, also den Rüssel miteinander. Sie erkennen sich gegenseitig am Geruch. Schweinemütter und Kinder bauen über den Kontakt von Nase zu Nase eine enge Bindung zueinander auf. Die Geruchsspuren älterer Geschwister können jüngere Ferkel sogar zu den Zitzen ihrer Mutter führen. [3] Außerdem benutzen Schweine ihre Rüssel zum Ertasten und massieren sich sogar gegenseitig als positive soziale Interaktion. [3]
4. Schweine erkennen sich im Spiegel
Es gibt nur wenige andere Tierarten, die den sogenannten „Spiegeltest“ bestanden haben. Dieser Test, der von Professor Donald Broom an der Cambridge University mit Schweinen durchgeführt wurde, ergab, dass die Tiere nicht nur in der Lage sind, sich selbst im Spiegel zu erkennen, sondern diesen sogar als Hilfsmittel benutzen, um Nahrung zu finden, die ansonsten nicht zu sehen ist. Das bedeutet, dass Schweine im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren verstehen, dass Spiegel eher Reflexionen als Fenster sind. Schweine haben demnach ein Ich-Bewusstsein und sind sich ihrer selbst bewusst. [7]
5. Schweine verstehen symbolhafte Informationen
Professor Stanley Curtis von der Penn State University fand im Rahmen einer Studie heraus, dass Schweine gerne spielen – und vor allem bei Videospielen mit Joysticks hervorragende Fähigkeiten zeigen. Er beobachtete, dass sie zu „einer abstrakten Vorstellung fähig sind“ und „in der Lage, sich ein Symbol zu merken und sich zu einem späteren Zeitpunkt daran zu erinnern“. [8]
6. Schweine können präsentierte Abläufe lernen
Wissenschaftler:innen der University of Illinois haben festgestellt, dass Schweine nicht nur Temperaturpräferenzen haben, sondern auch durch Ausprobieren herausfinden können, wie man eine Wärmequelle in einer kalten Scheune einschaltet und wieder ausschaltet, wenn es zu warm wird.
Wie Verhaltensbiolog:innen des Veterinärmedizinischen Instituts der Universität Wien beobachteten, lernen Ferkel von ihren Müttern und Tanten. Die Jungtiere schauten sich beispielsweise ab, wie man einen Hebel löst oder eine Schiebetür nach rechts oder links bewegt. [9]
7. Schweine können sich gegenseitig austricksen
Schweine bilden komplexe soziale Einheiten und lernen voneinander auf eine Weise, die wir zuvor ausschließlich bei Primaten beobachten konnten. Beispielsweise bedienen sich Schweine einer schlauen List, um sich gegenseitig auszustechen: So folgen sie gerne ihren Artgenossen, wenn diese auf der Suche nach Nahrung sind – und schnappen ihnen diese dann vor der Nase weg. Diejenigen, die überlistet werden, lernen jedoch, ihr Verhalten zu ändern, damit sie nicht mehr so häufig das Nachsehen haben.
Dr. Mike Mendl bemerkte, dass Schweine ihre kompetitive Stärke signalisieren und „diese Information einsetzen können, um offenkundige Aggressionen bei Streitigkeiten um den sozialen Rang zu minimieren“ – genau wie viele Primaten (und auch der Mensch). Mendl erklärte, dass „Schweine ein recht ausgeklügeltes soziales Wettbewerbsverhalten entwickeln können, ähnlich dem Verhalten, das man von einigen Primatenarten kennt.“ [10]
8. Schweine haben unterschiedliche Charaktere
Schweine pflegen abwechslungsreiche Sozialkontakte. Manche von ihnen sind aufgeschlossen, andere ungesellig; es gibt Schlaumeier und Desinteressierte. Wer sich mag, spielt miteinander und verrät, wo es die besten Gräser gibt. Es wurde zudem beobachtet, dass Schweine Mitgefühl mit Artgenossen empfinden, die glücklich oder verzweifelt sind. [11]
9. Schweine benutzen Werkzeuge
Die Ökologin Meredith Root-Bernstein beobachtete eine Schweinefamilie und sah, wie eines der Tiere ein Stück Rinde mit der Schnauze aufnahm und damit zu graben begann. Es war offensichtlich, dass das Schwein die Rinde als Werkzeug einsetzte, um sein Nest auszubauen. [11]
10. Schweine mögen es sauber
Noch immer hält sich der Mythos, Schweine wären dreckig. Die Bezeichnung „du Schwein“ hat sich außerdem zu Unrecht in den alltäglichen Sprachgebrauch integriert. Dieser ist leider häufig voller Vorurteile, den der Speziesismus auslöst. Denn: Schweine sind äußerst reinliche Tiere.
Wenn Schweine genügend Platz zur Verfügung haben, sind die Tiere sehr darauf bedacht, sich nicht dort zu entleeren, wo sie schlafen oder essen. Ähnlich wie wir Menschen teilen sie ihr Zuhause normalerweise in Funktionsbereiche auf und haben zum Beispiel eine Ecke, die sie als Toilette nutzen. Außerdem: Schweine „schwitzen nicht wie Schweine“ – die Tiere sind gar nicht imstande zu schwitzen. Schweine lieben es, im Wasser oder Schlamm zu baden, um sich abzukühlen. [12]
11. Schweine erkennen menschliche Emotionen
Wie Pferde können auch Schweine anhand unserer Stimmlage unsere Emotionen deuten. In einer Studie wurde herausgefunden, dass die Tiere auf negativ aufgeladene Stimmen schneller und stärker reagierten als auf positive. Auch schienen die Tiere die Emotionen zu spiegeln, was darauf schließen lässt, dass unsere Stimmen einen direkten Einfluss auf den emotionalen Zustand der Tiere haben. [13]
12. Schweine haben Streitschlichter
Italienische Biolog:innen beobachteten, dass sich bei Streitigkeiten unter Schweinen einzelne Schweine als Schlichter ins Spiel bringen. [14] Dadurch schützen sie die sozialen Strukturen, ähnlich wie bei uns Menschen. Schweine zeigen Aggressionen, indem sie andere Schweine beißen, schubsen oder hochheben. Bei der Studie stellte sich heraus, dass sich Verwandte der streitenden Schweine öfter in den Kampf einmischten. Sie lösten das Gemenge auf, indem sie bewusst Körperkontakt mit dem Streitauslöser oder dem Opfer aufnahmen und so die Kontrahenten beruhigten.
Auch spannend: Schweine versöhnen sich wieder miteinander, indem sie die Nasen aneinanderdrücken, gegenseitig den Kopf aufeinander ablegen und eng beieinanderliegen.
13. Schweine empfinden Schmerzen
Schweine fühlen wie wir Schmerz, Leid, Freude und Trauer. Die meisten von ihnen verbringen ihr Leben in der Intensivhaltung, wo sie auf Spaltenböden eingepfercht werden und permanent an der gleichen Stelle stehen oder liegen müssen. Somit sind die von Natur aus reinlichen Tiere gezwungen, entgegen ihrem Instinkt am gleichen Ort zu essen, zu koten und zu urinieren.
13. Millionen Schweine werden für Fleisch gequält und getötet
Alleine in Deutschland werden pro Jahr rund 51 Millionen dieser liebenswerten Tiere für Fleisch getötet. [15] Häufig werden junge Schweine schon im zarten Alter von 6 bis 8 Monaten getötet, obwohl ihre natürliche Lebenserwartung 10 bis 15 Jahre beträgt. Oftmals sind die Schweine noch bei vollem Bewusstsein, wenn ihnen im Schlachthof die Kehle aufgeschnitten wird oder sie im heißen Brühbad versenkt werden.
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Quellen
[1] Suzanne Held (8.4.2005): Foraging behaviour in domestic pigs (sus scrofa): remembering and prioritizing food sites of different value, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15871038 (eingesehen am 23.03.2022)
[2] Carmen Velayos Castelo (2008): Animal-to-Human Transplantation: An Unconventional Case of Moral Anthropocentrism, https://books.google.de/books?id=VPjGt12AaH4C&pg=PA94&lpg=PA94&dq=dr+curtis+pigs+frisbee&source=bl&ots=f6daMiSH5W&sig=ACfU3U2CUkVGXyjXKFyLJhyVy_7U8Pnf2g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjZxrjm99LlAhVHh1wKHfLgCvQQ6AEwDHoECAkQAQ#v=onepage&q=dr%20curtis%20pigs%20frisbee&f=false (eingesehen am 23.03.2022)
[3] Bauernzeitung (14.02.2022): Wie Schweine ihre Umwelt sehen, schmecken, hören und vor allem riechen, https://www.bauernzeitung.ch/artikel/tiere/wie-schweine-ihre-umwelt-sehen-fuehlen-schmecken-hoeren-und-vor-allem-riechen-401177 (eingesehen am 23.03.2022)
[4] Elodie F. Briefer, Ciara C.-R. Sypherd, Pavel Linhart et al. (07.03.2022): Classification of pig calls produced from birth to slaughter according to their emotional valence and contect of production, https://www.nature.com/articles/s41598-022-07174-8 (eingesehen am 23.04.2022)
[5] Welt (15.01.2012): Schweine sprechen ihre eigene Sprache. Und bellen, https://www.welt.de/wissenschaft/article13813590/Schweine-sprechen-ihre-eigene-Sprache-Und-bellen.html (eingesehen am 23.03.2022)
[6] Humanistischer Pressedienst (16.10.2017): Schweine lernen von ihren Müttern, https://hpd.de/artikel/schweine-lernen-ihren-muettern-14885 (eingesehen am 23.03.2022)
[7] Spiegel (9.11.2009): Schweine erkennen ihr Spiegelbild, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/intelligenz-schweine-erkennen-ihr-spiegelbild-a-660191.html (eingesehen am 23.03.2022)
[8] The Seattle Times: Hog Heaven: Pigs Learn Video Games, http://community.seattletimes.nwsource.com/archive/?date=19971026&slug=2568406 (eingesehen am 23.03.2022)
[9] Hope and Cogen Bohanec (2013): The Ultimate Betrayal, Is There Happy Meat?, https://books.google.de/books?id=_YTd9lgIu9MC&pg=PR27&lpg=PR27&dq=Dr.+Mike+Mendl+pigs&source=bl&ots=Jn89qPPmXN&sig=ACfU3U14gIg2EkZlz_wxp9X7gruZgYjFkA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjok9LR_tLlAhUPPFAKHerrCx4Q6AEwDnoECAkQAQ#v=onepage&q=Dr.%20Mike%20Mendl%20pigs&f=false (eingesehen am 23.03.2022)
[10] Seeker (6.11.2015): IQ Tests Suggest Pigs Are Smart as Dogs, Chimps, https://www.seeker.com/iq-tests-suggest-pigs-are-smart-as-dogs-chimps-1769934406.html (eingesehen am 23.03.2022)
[11] Meredith Root-Bernstein (2019): Context-specific tool use by Sus cebifrons, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1616504719300333 (eingesehen am 23.03.2022)
[12] BR (09.06.2021): Schwein, Hund und Katz‘ – mit diesen Tricks trotzen Tiere der Hitze, https://www.br.de/radio/bayern1/schwitzen-hunde-100.html (eingesehen am 23.03.2022)
[13] Maigrot, A.-E. et al (24.05.2022): Cross-species discrimination of vocal expression of emotional valence by Equidae and Suidae, https://bmcbiol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12915-022-01311-5 (eingesehen am 02.06.2022)
[14] Cordoni, G., Comin, M., Collarini, E. et al. (09.11.2022): Domestic pigs (Sus scrofa) engage in non-random post-conflict affiliation with third parties: cognitive and functional implications, https://doi.org/10.1007/s10071-022-01688-4 (eingesehen am 24.11.2022)
[15] Statistisches Bundesamt: Fleischproduktion 2021 um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr gesunken, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/02/PD22_050_413.html (eingesehen am 23.03.2022)
Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.
Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.