Wir von PETA werden immer wieder gefragt, welche Eier man nach den vielen Skandalen in der Eierindustrie eigentlich noch bedenkenlos essen kann. Oftmals erkundigen sich tierliebe Menschen nach Höfen mit Bio- oder Freilandhaltung. Auch sogenannte Mobilställe, also bauwagenähnliche Ställe, die fahrbar sind, werden als Möglichkeiten genannt.
Unsere Antwort lautet immer: Eier sind grundsätzlich mit Tierleid verbunden – ganz gleich aus welcher Haltungsform. Hier finden Sie die Gründe:
1. Auch Hennen in Freiland- oder Biobetrieben sind überzüchtet
Die Vorfahren des Haushuhns legten zur Fortpflanzung etwa 20 bis 30 Eier im Jahr. Durch die massive Zucht auf eine extrem hohe Eianzahl legen Hühnerrassen in der Eierindustrie heute 300 Eier oder mehr im Jahr. Das führt nach wenigen Monaten unter anderem zu extrem schmerzhaften Entzündungen im Bauchraum der Tiere. Hinzu kommen bei fast allen Hennen Mehrfachbrüche des Brustbeins, die jedoch nie behandelt werden. Dennoch können die Hühner das Eierlegen nicht beenden – ihre Körper werden zuchtbedingt regelrecht dazu gezwungen, etwa alle 25 Stunden ein Ei zu legen.
Die folgenden Bilder zeigen miserable Zustände auf einer Biohühnerfarm:
2. Auslauf bei Freilandhaltung wird oftmals nicht genutzt
Für ungenutzte Auslaufflächen kann es mehrere Gründe geben. Beispielsweise fehlt bei Grünflächen in vielen Fällen eine Bepflanzung, die den Vögeln Schutz vor Feinden bieten kann. Die Hühner haben schlichtweg Angst, sich weit vom Stall zu entfernen. Rangniedere Tiere trauen sich zudem oft nicht an Ranghöheren vorbei, welche die Auslaufklappen blockieren können. Somit nutzen die Tiere die Ausläufe im schlimmsten Fall überhaupt nicht. Untersuchungen zufolge machen teilweise nur etwa 5 Prozent der Hühner vom Auslauf Gebrauch. In der Biohaltung, die bis zu 3.000 Hennen in einem Stallabteil erlaubt, bedeutet dies, dass nur 150 Hennen zeitweise im Freien sind – 2.850 Tiere sitzen teils ihr Leben lang in den engen und kargen Ställen.
Hinzu kommt: PETA und andere Organisationen decken immer wieder auf, dass die Auslaufklappen nicht regelmäßig geöffnet werden oder dass illegal Strom genutzt wird, um die Tiere am Hinausgehen zu hindern. Zudem müssen die Ausläufe teils nur bei entsprechenden Witterungsverhältnissen zur Verfügung gestellt werden – in der restlichen Zeit müssen die Tiere beengt im Stall ausharren. Laut den gesetzlichen Vorschriften müssen sich in der Freilandhaltung 9 Tiere einen Quadratmeter teilen – und selbst in der Biohaltung sind immer noch 6 Tiere pro Quadratmeter zulässig.
3. Elterntierfarmen und Brütereien
Auch wenn Hennen in Freiland- oder Biohaltung etwas mehr Platz haben als ihre Artgenossinnen in der Boden- oder Käfighaltung: Für alle beginnt das Leben gleichermaßen leidvoll. Hühner auf Elterntierfarmen werden nur zu einem einzigen Zweck gehalten: Sie sollen Eier legen, um die Legebetriebe mit weiblichen Nachkommen für die Eierproduktion zu versorgen. Die Elterntiere werden regelmäßig ausgetauscht und getötet, denn irgendwann erbringt ihr ausgemergelter Körper nicht mehr die „Legeleistung“, die von der Industrie erwartet wird. Sämtliche Eier, welche die weiblichen Elterntiere in dieser Zeit legen, werden zu Brütereien gebracht.
In der heutigen Zeit darf eine Henne kein einziges ihrer Eier mehr selbst ausbrüten. In den Brutautomaten schlüpfen die kleinen Hühnerbabys ohne die Zuneigung ihrer Mutter. Dies ist besonders grausam, da eine Hühnermutter schon vor der Geburt Kontakt zu ihren ungeborenen Küken aufnimmt und sich über verschiedene Pieplaute mit ihnen unterhält.
Nach dem Schlüpfen werden die Plastikkisten auf lange Förderbänder geleert und die Küken wie gefühlloses Gemüse nach Geschlecht sortiert. Seit das Verbot des Kükentötens nach dem Schlupf in Kraft ist, werden manche männliche Embryonen noch im Ei getötet, bevor sie schlüpfen. Allerdings ist zu diesem Zeitpunkt das Schmerzempfinden der Embryonen bereits zu Teilen ausgebildet.
Der Großteil der Küken wird allerdings über teils lange Strecken transportiert und beispielsweise in Polen gemästet. Nach etwa 22 Wochen werden die Tiere dann im Schlachthaus getötet. Für diese Küken wird das Leid bis zum Tod also massiv in die Länge gezogen. Hinzu kommen Umweltbelastungen durch die Tiertransporte und durch hohen Nahrungs- und Energieverbrauch. Auch weibliche Küken werden für den Transport zu Legebetrieben grob in Kisten geworfen und „verpackt“. Erfahren Sie mehr über sogenannte Bruderhahnprojekte, bei denen Hähne lediglich einige Wochen leben dürfen.
4. Der Tod im Schlachthaus
Ganz gleich, in welcher Haltungsform sie leben: Nach etwa 1,5 Jahren sinkt die Eianzahl, weil die Hühner dann in die sogenannte Mauser gehen. Obwohl sie eigentlich bis zu zehn Jahre alt werden können, werden die Hennen in der Eierindustrie an diesem Punkt unwirtschaftlich und durch junge Tiere ersetzt. Oftmals werden sie hierzu brutal eingefangen, in Kisten gestopft und zum Schlachthaus transportiert.
Dort werden sie an den empfindlichen Füßen kopfüber in schmerzenden Vorrichtungen eingehängt. Ihr Leben endet durch Betäubung in einem Strombad, in das sie mit dem Kopf getaucht werden. Teilweise werden Hennen auch mit schleimhautreizendem CO2 betäubt, das zu Erstickungserscheinungen führen kann. Da in Schlachthäusern unfassbar hohe Zahlen an Hennen aus der Eierindustrie im Akkord getötet werden, sind Fehlbetäubungen und somit das Ausbluten bei vollem Bewusstsein an der Tagesordnung.
Was Sie tun können
Hühner legen Eier, um sich fortzupflanzen – der Mensch hingegen braucht für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung keine Eier. Möchten Sie Eier beim Backen oder Kochen mit Alternativen ersetzen? Oder suchen Sie nach eifreien Rezepten? Dann finden Sie eine Fülle an nützlichen Informationen auf der Website PETA.de/Eifrei.
Sie wollen Hühnern aus der Eierindustrie den Tod im Schlachthaus ersparen und die Tiere stattdessen adoptieren? Der Verein „Rettet das Huhn“ bietet genau das an. Sehen Sie bitte von Angeboten wie „Rent a Huhn“ ab. Das Mieten von Hühnern ist alles andere als eine tierfreundliche Idee.