Update vom 14. Oktober 2020
Ab heute dürfen Mitarbeiter des Tierschutzvereins München e.V. die hungrigen Stadttauben auf dem Dach eines Nebengebäudes des Münchner Hauptbahnhofes mit Nahrung versorgen. Dieses Gebäude wird zukünftigt ebenfalls abgerissen. Zusätzlich wird am Standort des neuen Taubenschlags angefüttert, sodass die Tauben sich an den Ort gewöhnen können.
Um die Population von Stadttauben kontrollieren und dem massiven Tierleid nachhaltig etwas entgegen setzen zu können, sind Taubenschläge unabdingbar. Nun wurde Mitte September ein betreuter Taubenschlag am Münchner Hauptbahnhof abgerissen. Für die Tiere und die sich kümmernden Menschen gleicht das einer Katastrophe.
Originaltext vom 13. Oktober 2020
600 Tauben ohne Futter, Wasser und Obdach
Zuvor wurden rund 600 Tauben in dem Schlag beherbergt, legal gefüttert und deren Population durch regelmäßigen Eiertausch kontrolliert. Jetzt wurde der Taubenschlag im Rahmen von Umbauarbeiten abgerissen und die Mitarbeiter der Taubenhilfe München können die heimatlosen Tiere nicht einmal mehr mit Nahrung und Wasser versorgen. [1]
Die Tauben seien immer verzweifelter auf der Suche nach Futter, seien abgemagert und würden ziellos auf dem Dach herum flattern. [2] Der geplante Ersatz-Taubenschlag soll erst bis Ende des Jahres in der Nähe des Hauptbahnhofs aufgestellt werden – zu spät für die Tiere.
Grund ist eine Bestimmung, die besagt, dass die Tiere während der Übergangszeit nur auf dem Dach des Bahnhofsgebäudes legal gefüttert werden dürfen. Das ist derzeit nicht umsetzbar, denn die Deutsche Bahn hat den Zugang zum Dach mit einem Vorhängeschloss versperrt. Zunächst hieß es, nur ein einziger Mitarbeiter habe den Schlüssel, der aber befände sich im Urlaub. Eine andere Möglichkeit, den Mitarbeitern der Taubenhilfe den dringend notwendigen Zugang zum Dach zu verschaffen, existiere angeblich nicht. [2]
Später gab ein Sprecher der Deutschen Bahn an, dass man Zweifel an der Funktion der Geburtenkontrolle im Taubenschlag habe, da dort keine Nester gefunden wurden [3]. Die Folge ist für die Tiere fatal: Da es sich bei Stadttauben um domestizierte, also auf den Menschen angewiesene und zurückgelassene Zuchttiere sowie sogenannte verirrte Hochzeits- und Brieftauben handelt, verdursten und verhungern diese qualvoll. Zudem trifft Stadttauben die Obdachlosigkeit hart: Tauben sind von Natur aus standorttreue Tiere, das bedeutet, dass diese sich an einen Ort gewöhnen und zu diesem immer wieder zurückkehren.
PETA fordert schnelles Handeln der Stadt München
Aufgrund der untragbaren Situation der Tauben am Münchner Hauptbahnhof haben wir von PETA Deutschland uns in einem Schreiben an den Oberbürgermeister von München und die Deutsche Bahn AG gewandt. Wir fordern die Verantwortlichen auf, unverzüglich etwas gegen die Situation zu unternehmen und die Versorgung der Stadttauben sicher zu stellen. Das Unterlassen der Fütterung führt nachweislich nicht zu einer Reduktion der Population, sondern nur zu immensem Tierleid.
Stadttauben haben ein Recht auf ein unbeschadetes Leben
Tauben sind sanftmütige, familienbewusste Lebewesen, die erst durch massive Überzüchtung durch den Menschen in einen Kreislauf aus Leid und Elend gedrängt wurden. Vollkommen zu Unrecht werden sie noch immer als Krankheitsüberträger und Plagegeister bezeichnet. Auf ihrer unermüdlichen Suche nach Futter und Nistplätzen suchen sie lediglich die Nähe zum Menschen, was ihnen jedoch angezüchtet wurde. [4]
Die meisten Menschen begegnen Tauben jedoch leider mit hetzerischer Propaganda und Gewalt. Erst im April 2020 hatte PETA Strafanzeige erstattet, weil Mitarbeiter der Münchner Verkehrsgesellschaft Tauben in einer U-Bahnstation erschossen.
Was Sie tun können
- Durch das andauernde Hungern sind Stadttauben häufig sehr geschwächt. Bitte vermeiden Sie es, sie unnötig aufzuscheuchen, indem sie die Tiere großzügig umgehen. Erklären Sie Ihren Kindern, warum es den Tauben schadet, wenn man sie nicht in Ruhe lässt.
- In vielen Städten gibt es Stadttaubenprojekte. Engagieren Sie sich im Rahmen dieser Projekte ehrenamtlich, indem Sie sich als freiwilliger Helfer für das Wohl der Tauben einsetzen, diese füttern, die Brutstätten reinigen und die Wasserversorgung sicher stellen.
- Bitte sehen Sie nicht weg: Das können Sie tun, wenn Sie eine verletzte Stadttaube sehen.
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Quellen
[1] Wochenanzeiger München (23.09.2020): Taubenschlag sucht neuen Standort, https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/m%C3%BCnchen/taubenschlag-sucht-neuen-standort,129279.html, (eingesehen am 09.10.2020)
[2] Abendzeitung München (08.10.2020): Ende der Tierquälerei: Münchner ÖDP will Stadttauben retten, https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/ende-der-tierquaelerei-muenchner-oedp-will-stadttauben-retten-art-674896, (eingesehen am 09.10.2020)
[3] Süddeutsche Zeitung (11.10.2020): Taubenbetreuer schlagen Alarm, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-hautpbahnhof-tauben-massensterben-1.5061909
[4] Prof. Dr. Nicolai, Jürgen (1969): Tauben. Haltung – Zucht – Arten. Kosmos: Stuttgart.