Subventionen für Menschenaffen-Gefangenschaft in Zoos

Zoos und Tierparks tragen mit der Zurschaustellung von Gorillas, Schimpansen, Orang-Utans und Bonobos nichts zum Artenschutz bei: Die in den engen, tristen Schaugehegen aufgewachsenen Tiere erlernen wichtige Verhaltensweisen nicht und sind daher für Auswilderungen ungeeignet. Nicht nur, dass die intelligenten und sensiblen Menschenaffen in Gefangenschaft gehalten, gezüchtet und weltweit zwischen Zoos herumgereicht werden, sondern dass dafür auch Steuergelder in Millionenhöhe fließen, [1] ist verantwortungslos. Gleichzeitig sind Artenschutzprojekte, die sich vor Ort für den Erhalt unserer nächsten Verwandten in ihren natürlichen Lebensräumen einsetzen, mit viel zu geringen finanziellen Mitteln ausgestattet.

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Werden Zoos durch Steuergelder unterstützt?

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die meisten städtischen Zoos stark subventioniert, also zu Teilen aus Steuergeldern finanziert werden. Dabei geht es der Kommunalpolitik hauptsächlich darum, die Zoos als lokalen Wirtschafts- und Tourismusfaktor zu fördern. Auch wenn die Einnahmen von Zoos rückläufig sind, werden diese häufig durch Finanzspritzen der Stadt ausgeglichen – was beispielsweise in Hannover bereits Kritik vom Bund der Steuerzahler hervorrief. [2]

Um die Besucherattraktivität zu steigern, werden für den Neu- oder Umbau von Zoogehegen regelmäßig Millionenbeträge investiert – Geld, das für die bloße Gefangenhaltung verschwendet wird, statt sinnvolle Artenschutz-Maßnahmen zu fördern. Lesen Sie hier einige Beispiele:

  • Neubau Menschenaffenhaus Wilhelma Stuttgart: 22 Millionen Euro

    Das 2013 eröffnete Menschenaffenhaus der Stuttgarter Wilhelma hat 22 Millionen Euro gekostet [3] – trotz der enormen Kosten kam es in dem mangelhaften Neubau bereits kurze Zeit später zu mehreren Todesfällen, vermutlich durch Probleme mit der Lüftungsanlage.

  • Umbau Schimpansengehege Zoo Augsburg: 800.000 Euro

    Nachdem der Stadtrat im November 2020 seine finanzielle Unterstützung für eine behelfsmäßige Ausbesserung im Augsburger Zoo zurückzog, soll die Schimpansenhaltung dennoch fortgeführt werden. Anstatt die Tiere an eine anerkannte Auffangstation abzugeben, will der Verein Freundeskreis des Zoos den 800.000 Euro teuren Umbau des mangelhaften Geheges finanzieren. [4] Doch auch nach dem kostspieligen Umbau wird das Gehege weiterhin nicht einmal den geltenden Mindestvorgaben entsprechen.

  • Neubau Orang-Utan-Haus Zoo Dresden: Etwa 17 Millionen Euro

    Auch der Dresdner Zoo plant einen teuren Neubau des Orang-Utan-Hauses, statt die Gefangenhaltung aufzugeben: Im Juni 2019 hatte der Stadtbezirksbeirat zunächst rund 60.000 Euro für die Planungen bereitgestellt, weitere 500.000 Euro steuerte der Stadtrat bei, um das Projekt zu beschleunigen; zunächst sollen sich die Kosten insgesamt auf etwa 9,8 Millionen Euro belaufen. [5] Vor dem Baustart in 2021 werden die Gesamtkosten jedoch bereits mit 17 Millionen Euro beziffert [6].

Doch mit den kostenintensiven Bauprojekten und Zuchtprogrammen ist ihren freilebenden Artgenossen wenig geholfen: Während die in deutschen Zoos eingesperrten Menschenaffen als Besuchermagneten missbraucht werden, sind ihre freilebenden Artgenossen auch wegen fehlender finanzieller Mittel für Schutzmaßnahmen weiterhin vom Aussterben bedroht. 

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„Fünf Millionen Pfund für drei Gorillas, während in Nationalparks die gleiche Anzahl an Tieren jeden Tag getötet wird, nur weil es an einigen Land Rovern, ausgebildeten Männern und Wilderei-Patrouillen mangelt – so etwas zu hören, muss für einen Parkaufseher schon sehr frustrierend sein.“ [7]

Ian Redmond, Chefberater der Vereinten Nationen für Menschenaffen

Will Travers von der Born Free Foundation in Großbritannien erklärte damals, dass seine Organisation die Schutzbemühungen für Gorillas im Kongo für die nächsten fünf Jahre vervierfachen könnte, wenn er nur zehn Prozent der Gelder zur Verfügung hätte, die das Gorillagehege im Londoner Zoo gekostet hatte. Mit den enormen Geldbeträgen, die in Deutschland für den Zoo-Betrieb verschwendet werden, könnten demnach in Afrika und Asien riesige Gebiete unter Schutz gestellt werden. Ein Beispiel: Die internationale Artenschutzorganisation Rainforest Trust konnte in der Demokratischen Republik Kongo mit einem Betrag von 1,1 Millionen US-Dollar eine Fläche von knapp 4.500 Quadratkilometern erwerben. Die bis dahin nicht unter Schutz stehende Waldfläche ist Lebensraum für etwa 30 Prozent der Gesamtpopulation der stark bedrohten Östlichen Flachlandgorillas sowie für Schimpansen und viele weitere schützenswerte Tier- und Pflanzenarten. [8] Durch derartige Projekte wird der Erhalt wichtiger Ökosysteme und der darin lebenden Wildtierarten unmittelbar und langfristig gesichert.

schimpanse

Zoos brüsten sich mit geringfügiger Spendenbeteiligung an Artenschutzprojekten

Zwar rechtfertigen sich viele Zoos damit, dass sie Projekte unterstützen, die Artenschutzmaßnahmen in den Heimatregionen gefährdeter und bedrohter Tiere durchführen – doch dies ist in der Regel ein verschwindend kleiner Beitrag, der in großem Kontrast zu den Kosten für den Zoobetrieb und für Bau- oder Renovierungsarbeiten von Zoogehegen steht:

So vBrand des Affenhauses in der Silvesternacht-brand-krefelder-zoo-opfer/“>Brand des Affenhauses in der Silvesternacht-brand-krefelder-zoo-opfer/“>Brand des Affenhauses in der Silvesternacht-brand-krefelder-zoo-opfer/“>Brand des Affenhauses in der Silvesternacht 2019/2020 werden für einen Neubau mindestens 20 Millionen Euro veranschlagt. [9] Auch der Zoo Heidelberg beteiligt sich zwar an in-situ-Artenschutzprojekten, diese Unterstützung beläuft sich jedoch nur auf zwei Prozent der Besuchereinnahmen. [10]

Zwischen 2010 und 2011 führte der Zoodachverband EAZA eine Menschenaffenkampagne durch, um sich öffentlichkeitswirksam mit Engagement für echte Artenschutzbemühungen zu brüsten: 300 europäische Zoos sammelten Spendengelder in Höhe von insgesamt 420.000 Euro von ihren Besuchern. Im Durchschnitt sind das 1.400 Euro pro Zoo. Mit 15.000 Euro Spendeneinnahmen brüstete sich die Wilhelma Stuts/2020/12/menschenaffen-Gif_Webseite.gif“ alt=““ class=“wp-image-93703″>s/2020/12/menschenaffen-Gif_Webseite.gif“ alt=““ class=“wp-image-93703″>s/2020/12/menschenaffen-Gif_Webseite.gif“ alt=““ class=“wp-image-93703″>

Vor dem Hintergrund solch geringer Zuwendungen wird offensichtlich, dass das Argument des Artenschutzes nur eine vorgeschobene Ausrede ist, um die Zurschaustellung der Tiere zu Unterhaltungszwecken weiter zu rechtfertigen. Angesichts des dramatischen Populationsrückgangs von Orang-Utans haben wir von PETA Deutschland bereits 2018 an mehrere Zoos appelliert, künftig 50 Prozent ihrer Einnahmen direkt in Projekte zum Erhalt des Lebensraums der Tiere zu investieren, um ihre Versprechungen für den Artenschutz einzulösen.

Trotz knapper Kassen, auch wegen Corona: Zoos fordern staatliche Gelder für das Einsperren von Tieren

Seit der Jahrtausendwende flossen mehr als 1,5 Milliarden Euro – größtenteils aus Steuergeldern – in die Kassen deutscher Zoos. Gleichzeitig sind die Besucherzahlen in vielen Zoos kontinuierlich rückläufig. [12] Zoos können sich nicht selbständig finanzieren und sind auf Spendengelder und Subventionen aus Steuermitteln angewiesen – dies bestätigt auch eine Bachelorarbeit, die die Finanzierungsmöglichkeiten von 14 Zoos in Deutschland untersuchte. [13]

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Das Land hat beschlossen, dass nordrhein-westfälische Zoos aufgrund der Ausnahmesituation mit Finanzspritzen in Gesamthöhe von 11,8 Millionen Euro unterstützt werden sollen. [18] Doch Bund, Länder, Städte und Gemeinden sind finanziell bereits stark angeschlagen. [19] Statt also die Subventionierungen der Zoos fortzuführen und die ohnehin knappen Kassen noch stärker zu belasten, wäre es sinnvoller, die teuren Tierhaltungen in Zoos auslaufen zu lassen bzw. ganz abzuschaffen. Die in Zoos lebenden Tiere können ihren natürlichen Bedürfnissen nicht nachgehen und leiden in der Gefangenschaft. Wenn notgedrungen immer mehr Zoos schließen müssten, könnten die Tiere an Auffangstationen oder andere zoologische Einrichtungen überführt werden, die den Tieren ein artgerechteres und glücklicheres Leben ermöglichen – ohne dass sie als lebende Ausstellungsstücke missbraucht werden.

Zoos bedeuten für Menschenaffen lebenslange Gefangenschaft statt Artenschutz

Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind derart komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. In Gefangenschaft leiden viele Primaten unter schweren Verhaltensstörungen, die sich etwa in Form von Selbstverstümmelung, zwanghaftem Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente äußern. [20] Teilweise bekommen Tiere in Zoos verabreicht, damit sie die lebenslange Gefangenschaft ertragen können und ihr Leid den Besuchern weniger auffällt.