Schulpferde: Gewalt, Stress und Vernachlässigung

Viele Menschen, die reiten lernen oder neue Reitdisziplinen ausprobieren möchten, besuchen eine Reitschule. Für Reitanfänger:innen und den Reitunterricht werden meist sogenannte Schulpferde eingesetzt, die im Reitsport großem Leid ausgesetzt sind. [1] Dies belegt auch Foto- und Videomaterial aus einem Reitstall im Großraum Köln, das uns von PETA Deutschland im Herbst 2022 zugespielt wurde.

Alltägliches Leid von Schulpferden: Stress, Vernachlässigung und Gewalt

Ein Großteil der sogenannten Schulpferde im Reitsport ist kontinuierlichem Leid ausgesetzt – und das aus unterschiedlichen Gründen. Die Realität in vielen Reitschulen sieht leider so aus, dass Schulpferde als „Pferde zweiter Klasse“ betrachtet werden. Die sensiblen Lauftiere dürfen ihr Leben meist nicht auf Wiesen und Koppeln genießen und dort ihrem großen Bewegungsdrang nachgehen. Stattdessen werden sie meist in kleine Boxen gepfercht und müssen sich ihre Nahrung als „Sportgeräte“ regelrecht verdienen. Die reine Boxenhaltung gilt heutzutage in Deutschland als tierschutzwidrig.

 

 
 
 
 
 
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Hinzu kommt ein oft grober und missbräuchlicher Umgang durch Reitschüler:innen – teilweise, weil sie es nicht besser wissen. Kinder und andere unerfahrene Personen, die in Reitvereinen das Reiten lernen, werden dazu angeregt, sich mithilfe der folgenden tierquälerischen Methoden gegen die Pferde durchzusetzen.

  • Zerren am Halfter oder an der Trense
  • Treten und Boxen in den empfindlichen Bauchbereich der Pferde
  • Gerten, deren Einsatz mit Schmerzen verbunden ist
  • Einsatz von Sporen, werden nicht selten in den sensiblen Bauchbereich der Pferde getreten
  • Schlagen mit der Hand – häufig beim Satteln zu beobachten. Viele sogenannte Reitpferde leiden unter sogenanntem Sattelzwang, der oft durch traumatische Erfahrungen entsteht.

Eine solche Behandlung von Pferden vermittelt Kindern und anderen Menschen, die reiten lernen, keinen respektvollen und empathischen Umgang mit den Tieren. Sie fördert in keiner Weise das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Pferde zu respektieren.

Stattdessen vermittelt sie das Bild, Pferde müssten wie „Sportgeräte“ schlichtweg funktionieren und sich den Interessen und dem Willen der reitenden Menschen unterordnen. Nicht selten geschieht dies auch unter Einwirkung schwerer körperlicher und psychischer Gewalt.

„Von allen Pferden haben Schulpferde das schlimmste Schicksal“, sagt der Fachtierarzt für Pferde und Tierschutz, Dr. Maximilian Pick. Die meisten litten unter den Fehlern von jungen und unerfahrenen Reitern. „Viele Tiere seien nach einigen Jahren völlig abgestumpft“, so Pick. [1]

Auch der ständige Wechsel von Betreuungspersonen und Reitenden setzt den sensiblen Tieren zu.

Schockierende Aufnahmen: Augenzeug:innen dokumentieren Vernachlässigung und Leid

Augenzeug:innen haben uns Informationen und Material aus einem Reitstall in der Region Köln zukommen lassen, die gravierendes Fehlverhalten und Missstände aufzeigen:

  • Schulpferde wurden selten auf die Weiden gelassen.
  • Die Tiere wurden artwidrig allein und nicht im Herdenverband gehalten.
  • „Sattelzwang“: Ein Pferd zeigte beim Aufsatteln deutliche Stresssymptome, indem es u. a. mit dem Schweif schlug und austrat, doch es wurde weiter gesattelt.
  • Pferde wurden auf die empfindlichen Nüstern geschlagen, sowohl mit der Hand als auch mittels Gerte.
  • Ein Pferd wurde mit harten Gegenständen beworfen (u. a. einem Schlüsselbund), um es über ein Hindernis zu treiben.
  • Laut Whistleblower-Meldung unterrichtete mindestes eine Person, die keinen Trainerschein hatte.
  • Die Reitschüler:innen gingen grob mit den Tieren um.
Pferdestall mit Kot
Nach einem Kontrollbesuch leitete die Veterinärbehörde umgehend „Maßnahmen im Sinne des Tierschutzes“ ein.

Dieser Reitstall ist nur eines von vielen Beispielen für eine schlechte Haltung von Schulpferden.

Viele Tiere weisen einen sogenannten Sattelzwang auf, zeigen beim Aufsatteln also ein verängstigtes, panisches Verhalten. Meist liegt der Grund in traumatischen Erfahrungen, die die Tiere bei früheren Ritten mit einem nicht passenden Sattel machen mussten, bei denen sie psychische und körperliche Schmerzen erlitten haben. Stress beim Satteln und Gurten steht oft mit gesundheitlichen Problemen wie Magengeschwüren in Verbindung. Auch im gemeldeten Stall in der Kölner Region wurde ein älteres Tier eingesetzt und gewaltsam behandelt, obwohl es offensichtlich nicht geritten werden wollte.

Auf Grundlage dieser Berichte haben wir das zuständige Veterinäramt über die Missstände informiert und die Verantwortlichen bei der Staatsanwaltschaft Köln angezeigt (StA Köln – 921 Js 2960/22). Die Veterinärbehörde veranlasste umgehend einen Kontrollbesuch in dem Reitstall und leitete dort „Maßnahmen im Sinne des Tierschutzes“ ein: Es wurden bauliche Maßnahmen an den Ställen sowie Maßnahmen am Pferd angeordnet. Künftig sollen in regelmäßigen Abständen zudem tierärztliche Überwachungen stattfinden. Ein Pferd wurde unbefristet aus dem „Reitschulbetrieb“ herausgenommen und soll eine begleitende Verhaltenstherapie erhalten.

Wir freuen uns sehr, dass wir das Leben dieser Tiere zumindest etwas besser machen konnten.

Helfen Sie, den Missbrauch und das Leid von Schulpferden zu beenden!

Die Aufnahmen aus dem Reitverein in der Umgebung von Köln sind kein Sonderfall, sondern trauriger Alltag für viele sogenannte Schulpferde in Deutschland. Die Tiere werden als „Sportgeräte“ betrachtet, auf denen Menschen ein fragwürdiges „Hobby“ erlernen sollen. Die Bedürfnisse der Pferde werden jedoch komplett ignoriert.

Sollten Sie ähnliche Missstände bei der Haltung sogenannter Schulpferde beobachten, zögern Sie bitte nicht, diese Tierquälerei zu melden. Das ist auch anonym über unser Whisteblower-Formular möglich.