Fünfzig Jahre eingesperrt: Gorilla Roseli im Wuppertaler Zoo tot

Gorilla mit verletzten Händen
Symbolbild

Nach fast fünfzig Jahren Gefangenschaft ist Gorilla-Frau Roseli am 26.10.2023 im Wuppertaler Zoo gestorben. Sie war mit 48 Jahren einer der ältesten Gorillas in Zoos.

Roselis Leben im Zoo: Psychopharmaka und Selbstverstümmelung

Roseli wurde 1975 im Frankfurter Zoo geboren, als sogenannte „Handaufzucht“ großgezogen und in ihren ersten drei Lebensjahren mehrfach zwischen den Zoos in Frankfurt, Osnabrück und Nürnberg umhergereicht.

Seit 1978 fristete sie ihr Dasein im Wuppertaler Zoo. Dort wurde die sensible Gorilla-Dame wiederholt mit Psychopharmaka wie Diazepam ruhiggestellt. Da sie mit Veränderungen in der Affengruppe nicht zurechtkam, entwickelte sie eine Verhaltensstörung und begann, sich massiv selbst zu verletzen. Laut vom Zoo veröffentlichten veterinärmedizinischen Berichten hat sie sich dabei sogar mehrere Zehenglieder abgebissen. [1] Mit dem Einsatz von Psychopharmaka sollte Roseli von einer weiteren Selbstverletzung abgehalten werden. Ihr Zustand besserte sich allerdings erst nach der Abgabe des neueren Gruppenmitglieds, als sich die soziale Situation wieder entspannte [2].

Behandlungsprotokoll Screenshot
Auszug aus Protokollen zur Medikamentengabe bei Roseli im Wuppertaler Zoo.

Menschenaffen leiden in Zoos

Menschenaffen leiden in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [3, 4] Sie begreifen, dass sie in einer ausweglosen Situation stecken und zerbrechen daran. Ihr psychisches Leid äußert sich beispielsweise durch Selbstverstümmelung und den Verzehr von Exkrementen oder Erbrochenem. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren wie im Fall von Roseli Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen.

Gorilla mit verletzten Händen
Ähnlich wie Roseli fügte sich in Wuppertal auch Gorillamann Vimoto selbst Verletzungen zu.
Gorilla isst Exkremente.
Auch das Essen von Kot ist eine Verhaltensstörung bei Menschenaffen.

Zoos tragen nicht zum Artenschutz der Gorillas bei

Mit Artenschutz hat die Tierzucht in Zoos wenig zu tun. Da die Zoohaltung nichts mit der natürlichen Umgebung freilebender Menschenaffenfamilien gemeinsam tun hat, verstoßen Menschenaffenmütter in Gefangenschaft immer wieder ihre Babys. Bei knapp der Hälfte der Gorillafrauen im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), die Nachwuchs bekamen, musste mindestens ein Kind von Menschenhand aufgezogen werden. [5]

Deutsche Zoos können zudem keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – die Tiere können Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur notwendig sind, in Gefangenschaft gar nicht oder nur schwer erlernen. Zudem wurde bekannt, dass die Mitglieder des europäischen Zoo-Dachverbands EAZA es in Betracht ziehen, unerwünschten männlichen Gorilla-Nachwuchs aus Platzgründen zu töten. Denn aufgrund der Sozialstruktur der Tiere ist es oftmals schwierig, diese Nachzuchten in zoologischen Einrichtungen unterzubringen. [6]

Trotzdem investieren zoologische Einrichtungen Millionen Euro an Steuergeldern in teure Nachzuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte. Durch Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lebensraums der Tiere hingegen könnten weitaus mehr Menschenaffen geschützt werden.

Die Haltung von Menschenaffen muss beendet werden!

Roselis traurige Lebensgeschichte sollte endlich Anlass geben, die schreckliche Zoohaltung von Menschenaffen über einen Zuchtstopp auslaufen zu lassen.

„Roseli hatte ein besonders langes Leben, aber sicherlich kein besonders schönes. Denn fast 50 Jahre lang kannte sie nichts anderes als die Gefangenschaft. Dass sie psychisch enorm darunter gelitten haben muss, drückte ihr selbstverletzendes Verhalten aus. Statt Betroffenheit über ihren Tod zu heucheln, sollte der Zoo Wuppertal in der Konsequenz endlich die sinnlose Zurschaustellung von Menschenaffen beenden.“

Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland

Helfen Sie den Menschenaffen

Besuchen Sie niemals einen Zoo und helfen Sie den Tieren, indem Sie unsere Petition an das Landwirtschaftsministerium unterzeichnen und fordern, die Menschenaffenhaltung in Zoos endlich zu beenden!

  • Quellen

    [1] Zoo Wuppertal (2014): Einsatz von Diazepam im Zoo Wuppertal von 2004 bis 2014; erstellt am 10.07.2014, Bericht liegt PETA vor

    [2] Falk, K. (15.12.2014): Tierschutz – Einsatz von Psychopharmaka in zoologischen Gärten, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV)

    [3] Akers, J. & Schildkraut, D. (1985). Regurgitation/Reingestion and coprophagy in captive gorillas. Zoo Biology – ZOO BIOL. 4. 99-109, https://doi.org/10.1002/zoo.1430040203 (eingesehen am 09.08.2023)

    [4] Birkett, Lucy/P., Newton-Fisher/Nicholas E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0020101 (eingesehen am 09.08.2023)

    [5] Kaumanns, W., et al. (2004): Menschenaffen in Menschenhand – Langzeitentwicklung europäischer Menschenaffenpopulationen, Der Zoologische Garten N. F. 74, 4–5, S. 217–228

    [6] The Guardian (2021): Campaigners criticise European zoo proposals to cull adult male gorillas, https://www.theguardian.com/world/2021/nov/26/campaigners-criticise-european-zoo-plans-to-cull-adult-male-gorillas (eingesehen am 09.08.2023)