Schweinehaltung in Deutschland: So leiden Schweine für Fleisch

Allein in Deutschland wurden 2021 rund 52 Millionen Schweine wegen ihres Fleisches getötet. [1] Über 99 Prozent von ihnen leben in der konventionellen Tierhaltung. Jedes einzelne fristet ein qualvolles Dasein in einer der vielen Schweinezucht-, Ferkelaufzucht- oder Schweinemastanlagen. Dabei ist es ganz egal, ob Schweine in industriellen Großanlagen gehalten werden oder beim „Bauern von nebenan“: In der Tierindustrie sind sie lediglich Produktionsgüter. Um den Markt mit Schweinefleisch zu überfluten, werden sowohl männliche als auch weibliche Schweine genutzt und auf grausame Weise getötet.

Wenige Menschen kennen die beengten, reizarmen und unwürdigen Lebensumstände sogenannter Zuchtsauen und ihrer Ferkel in deutschen Ställen sowie der Eber, die als Besamungsmaschinen herhalten müssen. Gehören Sie zu denjenigen, die über die Qualen der Schweine in der deutschen Tierhaltung Bescheid wissen?

Inhaltsverzeichnis

Schweinezucht: Weibliche Schweine leiden in grausamen Kastenständen

Eine „Zuchtsau“ dient der Tierindustrie zu einem einzigen Zweck: Sie soll möglichst viele Ferkel für die Fleischproduktion gebären. Das geschieht mithilfe künstlicher Besamung, für die das weibliche Schwein in einen sogenannten Kastenstand gesperrt wird, in dem es nicht einmal ausreichend Platz hat, um sich umdrehen zu können. Bis zu vier Wochen nach der Besamung bleibt die Muttersau in diesem engen Gitterverschlag eingesperrt. Diese Haltungsform fügt den Tieren enormes Leid zu: Jeden Tag, jede Stunde und jede Minute müssen sie am selben Fleck stehen, liegen, essen, koten und urinieren. Anschließend werden die Säue gemeinsam mit anderen in kargen Gruppenbuchten untergebracht. Aufgrund von eintöniger Haltung, Stress und Rangkämpfen verletzen sich die Tiere oft gegenseitig.

Kurz vor der Geburt wird die Muttersau dann in eine sogenannte Abferkelbucht gesperrt: erneut ein Metallkäfig, der es ihr nicht erlaubt, sich umzudrehen oder natürliche Verhaltensweisen, wie etwa den Nestbau, auszuüben. Oft drücken die Metallstäbe in den Bauch der hochschwangeren Sauen. Die gesamte Stillzeit, also etwa drei Wochen lang, verbringt die Mutter in diesem Gitterkäfig. Sie dient dabei als reine Milchmaschine – eine Bindung zu ihren Kindern kann sie in der fixierten Haltung nicht aufbauen.

Sau in Muttersauanlage
Die Tierindustrie sperrt Muttersauen in enge Gitterverschläge ein.

Die Tierindustrie verteidigt diese Quälerei mit dem Scheinargument, sie diene als Schutz für die Ferkel, die sonst von der Mutter erdrückt würden. In Wahrheit stecken jedoch Arbeitserleichterung und Wirtschaftlichkeit, also Profit, dahinter. Denn in der freien Natur, also mit genügend Platz, erdrückt eine Mutter ihre Ferkel nicht. Bereits nach drei Wochen werden die Ferkel von ihren Müttern getrennt, obwohl Schweine in freier Wildbahn viel länger zusammenbleiben.

Wenn eine Sau nicht mehr schwanger wird, zu wenige Ferkel auf die Welt bringt oder krank wird, wird sie zum Schlachter transportiert – denn das System basiert allein auf Wirtschaftlichkeit. Nach etwa drei bis vier Jahren endet das entbehrungsreiche „Leben“ schließlich am Schlachterhaken, und ein Lebewesen wird zu billiger Wurst oder Tierfutter verarbeitet.

Leidvolle Ferkelkastration, abgeschliffene Zähne und hohe Sterblichkeitsrate

Bereits in den ersten Tagen nach ihrer Geburt werden männliche Ferkel kastriert. Dies geschieht allein aus dem Grund, dass das Fleisch unkastrierter Tiere einen unangenehmen Geruch entwickeln und daher nicht gewinnbringend verkauft werden kann. [2] Seit dem 1. Januar 2021 ist die betäubungslose Kastration zwar endlich verboten, doch Schweinezuchtbetriebe dürfen Ferkel nun auf legalem Weg mit eigener Betäubung durch das Gas Isofluran selbst kastrieren. Die einzige Voraussetzung hierfür ist die Teilnahme an einem zwölfstündigen Lehrgang. In dieser minimalen Zeitspanne ist es nicht möglich, sich das notwendige tierärztliche Wissen anzueignen, um schwere Eingriffe wie eine Kastration bei neugeborenen Ferkeln durchführen zu können. Außerdem bleibt es fraglich, ob die Landwirte aus Gründen der Zeit- und Kostenersparnis die Betäubung mangelhaft oder gar nicht ausführen – Kontrollen in landwirtschaftlichen Betrieben fanden auch in der Vergangenheit nur unzureichend statt.  

Zudem ist es noch immer legal, Ferkeln vor dem siebten Lebenstag die Zähne abzuschleifen, damit sie unter anderem die Zitzen der Muttersau nicht verletzen. Die gerade erst zur Welt gekommenen Ferkel müssen dabei nicht betäubt werden, die Prozedur geschieht bei vollem Bewusstsein. [3] Auch das Kupieren der Schwänze wird – trotz eigentlichem Amputationsverbot – routinemäßig bei wenige Tage alten Ferkeln durchgeführt, indem ein großer Teil des Ringelschwanzes ohne Betäubung mit einer Zange abgeschnitten wird. Dies soll verhindern, dass sich die Tiere aufgrund des späteren tristen Lebens in der Mast gegenseitig anfressen, führt jedoch meist nicht zu dem gewünschten Erfolg. Eine Studie zeigt, dass Ferkeln durch das Kupieren starke Schmerzen zugeführt werden, die bis zu vier Monate anhalten können. [4] Bei Schweinen in der Mast bedeutet das fast ihr gesamtes Leben, da sie mit nur rund sechs Monaten im Schlachthaus getötet werden.

Der Verlust von Tierleben ist von Anfang an einkalkuliert

Dass das einzelne Lebewesen in der Schweinezucht und -mast nichts zählt, zeigt auch die billigend in Kauf genommene Verlustrechnung, was das Sterben von Ferkel angeht: Weil viele der Tiere aufgrund der zielgerichteten Zucht auf möglichst große Würfe schwach und krank zur Welt kommen, werden sie von Mitarbeitern mit einem Schlag auf den Kopf betäubt, bevor sie getötet [5] oder noch lebendig in den Müll geworfen werden, wo sie qualvoll sterben.

Aufnahmen aus Ställen zeigen immer wieder, dass das vorgeschriebene Verfahren – mit Betäubung und anschließendem Ausbluten – für einen großen Teil der Züchter zu lästig ist. Daher werden viele Ferkel lediglich gegen Kanten, Wände oder auf den Boden geschleudert. Die Tiere, die dabei nicht sterben, erleiden in den Mülltonnen einen entsetzlichen Todeskampf.

Nach nur drei Wochen von der Mutter getrennt

Überleben Ferkel die erste Tage in der Schweinezucht, werden sie nach nur drei Wochen von ihrer Mutter getrennt und anschließend einige Wochen in der Ferkelaufzucht auf die spätere Mast vorbereitet. Danach werden sie für die Fleischproduktion „gemästet“. Nach sechs Monaten Mast haben sie etwa 100 Kilo Fleisch angesetzt und werden zu Schlachthöfen transportiert, wo sie mit qualvollen Betäubungsmethoden narkotisiert und danach mit einem Schnitt durch die Kehle getötet werden. 

Schweinehaltung: karge Betonböden und mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten

Die Tierindustrie verwehrt den reinlichen, familienbewussten Schweinen die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie das Durchwühlen von Erdreich nach Nahrung oder eine intakte Sozialstruktur. Statt in Revieren in Wald- und Sumpfgebieten zu leben, werden Schweine in der konventionellen Mast auf harten Böden mit Spalten gehalten, durch die sie ihre Extremente hindurchtreten. Auf diese Weise wird Platz gespart und die Kosten zum Entfernen der Exkremente entfallen. Die Schweine leben in dieser Haltungsform jedoch dauerhaft auf und über ihrem Kot und Urin, was sowohl ihrer Gesundheit als auch ihrer Psyche enorm schadet. Die reinlichen Tiere erleiden nicht selten Atemwegsinfektionen bis hin zu schmerzhaften Lungenentzündungen, Augenentzündungen und Parasitenbefall, auch Verhaltensstörungen werden häufig beobachtet.

Je nach Gewicht stehen einem sogenannten Mastschwein maximal 1,0 m² Platz zur Verfügung – und somit weniger als eine handelsübliche Badewanne. Einstreu oder Auslauf sind in den Ställen meistens nicht vorhanden. Die Bio-Haltung sieht einen „befestigten Auslauf“ für Schweine vor. Zugang zu einer Weide müssen die Tiere aber gesetzlich nicht haben, denn für die Erfüllung dieses Kriteriums reicht eine kleine Außenbucht.

Schwein in Mastanlage
Das Leben in reizarmen Buchten macht Schweine nachweislich krank.

Da Schweine genau wie Hunde sehr neugierige und intelligente Lebewesen sind, müssen die Betriebe ihnen laut Gesetz Spielzeug bereitstellen. Für den Gesetzgeber sind hierfür etwas Stroh oder von der Decke hängende Metallketten ausreichend. Diese Maßnahmen sind für die Tiere jedoch gefährlich, da sie teilweise ein hohes Verletzungsrisiko bergen. Zudem unterfordern sie die Schweine enorm und sind nicht im Ansatz als artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten geeignet. Diese in der Schweinehaltung gängige Praxis ist genauso absurd, als würde man einen Hund in einem winzigen Zwinger halten und ihm eine Metallkette an die Decke hängen, um seinen Drang nach Beschäftigung zu befriedigen.

Viele Schweine leiden unter Abszessen, Lähmungen und Stress

Durch die vollständig artfremde Haltung zu Profitzwecken leiden viele Schweine in den Ställen der Tierindustrie an Krankheiten. Die schlechte, ammoniakverseuchte Luft und der allgemein hohe Infektionsdruck führen bei einigen Tieren zu eiternden Augeninfektionen, Atemwegserkrankungen oder Abszessen. Bei vielen Schweinen kann der sogenannte „Hundesitz“ beobachtet werden. Dies ist eine meist unnatürliche Haltung, die ihnen das Atmen erleichtern soll.

Auch Verhaltensstörungen sind an der Tagesordnung. Die Tiere beißen aus Frust und tödlicher Langeweile beispielsweise wiederholt in die Metallstangen oder „weben“. Dabei treten sie wie falsch gehaltene Pferde stundenlang von einem Bein auf das andere oder bewegen den Kopf monoton von links nach rechts. Viele Tiere sind apathisch. Auch Kannibalismus kommt immer wieder vor: Die Schweine beißen sich gegenseitig in Schwanz und Ohren, was zu Verstümmelungen und blutigen Wunden führt. Die körperliche und psychische Belastung ist derart hoch, dass die Tiere sogar tote Artgenossen essen. Müttersäue in Kastenständen leiden unter schmerzhaften Hautabschürfungen und Druckstellen, verursacht durch die permanente Reibung der Gitterstäbe und die harten Liegeflächen unter ihrem hohen Eigengewicht. Der konstante Bewegungsmangel kann Gelenkentzündungen auslösen und dazu führen, dass die Schweine unter anderem ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen können.

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Jährlich landen über 100.000 Schweine im Müll

In deutschen Schlachtbetrieben wurden 2021 rund 50,5 Millionen Schweine getötet; davon waren Untersuchungen zufolge mit 0,2 Prozent 114.500 der Tiere [6] aufgrund von

  • Abszessen, also Eiteransammlungen im Gewebe, (36,2 Prozent)
  • Abweichungen in Geruch, Konsistenz oder Farbe (15 Prozent)
  • und weiteren Allgemeinerkrankungen (12 Prozent)

nicht „für den menschlichen Verzehr geeignet“. [7]

So helfen Sie Schweinen in der Tierhaltung

  • Essen Sie weder Schweine noch andere Tiere – entscheiden Sie sich bewusst für die vielen tierfreundlichen Fleischalternativen. Das kostenlose Veganstart-Programm unterstützt Sie beim mühelosen Umstieg auf eine vegane, tierleidfreie Ernährung.
  • Die sogenannte Nutztierhaltung beruht auf einem speziesistischen Denkmuster. Deshalb ist es ethisch niemals korrekt, Tiere zu Profitzwecken zu nutzen. Informieren Sie sich über Speziesismus – eines der größten Probleme unserer Gesellschaft.
  • Organisieren Sie eine Protestaktion und verschaffen Sie den Schweinen Gehör. Wir stellen Ihnen hierzu das Demo-Paket „Schweineleid“ kostenlos zur Verfügung. Jetzt anfordern!