Wildtiere: Wo sie leben und wie sie verdrängt werden

Der Mensch dringt immer weiter in die Natur vor und zerstört die Lebensräume der Tiere. 75 Prozent der eisfreien Fläche unseres Planeten hat der Mensch bereits für seine Zwecke beispielsweise in landwirtschaftliche Anbauflächen, Straßen und Wohngebiete umgeformt. [1] Trotz ihrer schwindenden natürlichen Heimat und Gefahren wie der Klimakrise müssen Wildtiere weiter nach Nahrung, Wasser, einem geeigneten Unterschlupf und einem Ort suchen, an dem sie ihre Kinder großziehen können.

Weshalb wir Menschen Wildtiere nicht jagen und verdrängen oder sie für vermeintliche Freizeitbeschäftigungen wie das Angeln missbrauchen sollten, sondern sie und ihre Lebensräume schützen müssen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wildtiere?

Unter den Begriff Wildtiere fallen alle nicht domestizierten Tierarten – egal ob sie in der Natur leben oder in Menschenhand gehalten werden. Laut Tierschutzgesetz ist jedes Tier als Wildtier definiert, das unter menschlichen Gesichtspunkten nicht als sogenanntes Haustier gilt. [2]

Zu den Wildtieren gehören auch Tierarten wie Füchse und Wespen, auch die, die sich an die Nähe zum Menschen angepasst haben und beispielsweise oft in Städten leben.

Wie viele Wildtiere gibt es auf der Welt?

Wissenschaftler:innen des Weizmann Institute of Science veröffentlichen 2020 einen Report, der das bedrohliche Ausmaß der Biomasse-Verteilung unseres Planeten aufzeigt. Biomasse ist die Masse aller organischen Lebewesen. Dabei wurde deutlich: Rund 94 Prozent aller Säugetiere – ohne den Menschen gerechnet – werden als sogenannte Nutztiere gehalten, um sie für Fleisch und Milch auszubeuten. Die meisten davon sind Rinder und Schweine. Nur noch vier Prozent aller Säugetiere auf der Erde leben aktuell in freier Wildbahn und können als Wildtiere bezeichnet werden. [3]

Bei Vögeln ist die Verteilung ähnlich dramatisch: 70 Prozent der Vögel – wie Hühner und Puten – weltweit werden vom Menschen gezüchtet und für Fleisch und Eier ausgebeutet. Nur 30 Prozent aller Vögel leben in Freiheit. [3] Seit Beginn der menschlichen Zivilisation sind 83 Prozent aller lebenden Säugetiere weltweit ausgestorben. [4] Menschliches Handeln wie der exzessive Walfang haben Wildtiere wie Wale über die Jahrhunderte ebenfalls an den Rand des Aussterbens getrieben.

Wal im Meer
In der Wildnis lebende Tiere werden weltweit immer weniger.

Welche Wildtiere leben in Deutschland?

In Deutschland siedeln sich inzwischen auch wieder selten gewordene Wildtiere wie Biber, Uhus, Schwarzstörche, Borkenkäfer, Spechte, Kraniche, aber auch große Wildtiere wie Wölfe und Elche vermehrt an. Auch Luchse sind vereinzelt in Waldregionen wie der Eifel, im Bayerischen Wald, im Schwarzwald, im Pfälzer Wald und im Nationalpark Harz wieder heimisch. [5]

Andere Arten haben sich besser an ein Leben mit dem Menschen angepasst. Ihnen bieten unter anderem Parkanlagen, Friedhöfe und Gärten Lebensräume. [5, 6]

Diese Wildtiere werden unter anderem in deutschen Stadtgebieten angetroffen:

Wildtiere: Opfer von Hobbyjäger:innen, Angler:innen und falschen Vorurteilen

Von Wildtieren wird in der Gesellschaft häufig ein schlechtes Bild gezeichnet, indem sie als vermeintliches „Ärgernis”, „Plage“ oder „Überpopulation“ bezeichnet und wahrgenommen werden. So werden jedes Jahr Millionen Wildtiere getötet, weil der Mensch ihnen den Lebensraum genommen hat und sie nicht in seiner direkten Umgebung duldet. Auch die oben genannten Tiere gehören zu den Wildtierarten, die häufig der Intoleranz von uns Menschen, der Hobbyjagd oder vermeintlichen „Freizeitbeschäftigungen“ wie dem Angeln zum Opfer fallen.

Tote Hasen haengen im Laderaum eines Fahrzeuges
Zahlreiche Wildtiere werden von Menschen gefangen und im schlimmsten Fall getötet.

Angeln: Tierquälerei von Wildtieren im Element Wasser

Wenn Fische schreien könnten, würde mit Sicherheit niemand mehr behaupten, Angeln sei eine Beschäftigung, die der Erholung dient. Beim Angeln ziehen Menschen zur „Erholung“ Lebewesen aus deren Element an Land – wo sie keine Luft bekommen. Dabei bohrt sich ihnen ein spitzer Haken durch die Lippe, der sie an ihrem ganzen Körpergewicht aus dem Wasser herauszerrt – obwohl auch Fische Schmerzen spüren. Den Fischen wird anschließend nach einem mehr oder oft auch weniger treffsicheren Schlag zur Betäubung der Bauch aufgeschlitzt, um ihre Organe herauszureißen – sprich, um die Tiere „auszunehmen“. Oft lassen Angler die Fische auch einfach an Land ersticken.

Jagd: Unfälle, Verunglimpfung und unsinniger Tötungswahn

Tierarten, die versuchen, in Koexistenz mit dem Menschen zu überleben, werden vertrieben, gejagt oder zu sogenannten Schädlingen degradiert und vergiftet. Jedes Jahr werden Millionen Wildtiere sowie Hunderttausende Katzen und zahlreiche Hunde von Jäger:innen als „lebende Zielscheibe“ getötet. [7] Bei der Jagd sterben viele Tiere nicht sofort: Sie werden angeschossen oder in Fallen schwer verletzt und flüchten mit heraushängenden Eingeweiden oder zerschossenen Knochen.

Bei Treibjagden flüchten viele Tiere aus ihrem angestammten Revier, was zur Ausbreitung von Krankheiten beitragen kann. Immer wieder kommt es auch zu schwerwiegenden Jagdunfällen, bei denen Menschen verletzt und getötet werden.

Grafik Opfer der Jagdsaison 2019 2020

Die Jagd hat nichts mit Natur- und Artenschutz zu tun, sondern schädigt das Ökosystem auf drastische Weise. Jäger:innen tragen zur Unterbindung der natürlichen Selektion bei, denn sie töten Beutegreifer wie Füchse oder Marder, die normalerweise als natürliche Gesundheitspolizei des Waldes schwache und kranke Tiere erbeuten. Dadurch steigen Mäusepopulationen stark an, die wiederum auf unseren Feldern tonnenweise mit Gift bekämpft werden – ein ökologischer Wahnsinn. Darüber hinaus haben es Jäger:innen wegen der Trophäen auf besonders schöne und starke Tiere abgesehen, die jedoch für den Erhalt einer gesunden Population sehr wichtig sind.

Die Jagd auf Wildtiere ist aus ökologischer Sicht unnötig

Anerkannte Wildbiolog:innen sind sich einig, dass aus ökologischer Sicht überhaupt keine Notwendigkeit für die Jagd besteht, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch externe Faktoren wie Nahrungsverfügbarkeit, Witterung oder Krankheiten sowie interne Faktoren wie die Sozialstruktur der Wildtiere stattfindet. Jagdfreie Gebiete wie der Schweizer Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren weitgehend verboten ist, sind wegweisende Beispiele, denn hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Das Ergebnis ist eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen.

Eine friedliche Koexistenz mit Wildtieren ist nicht nur möglich, sondern auch in unserem eigenen Interesse notwendig. 

waldkauz
Die Jagd ist nicht notwendig, denn die Ökosysteme können sich selbst regulieren.

Einteilung in Nutztiere, Haustiere und Wildtiere ist speziesistisch

Die Einteilung von Tieren gemäß ihrem Zweck für den Menschen ist speziesistisch – ein tief in der Gesellschaft verankertes, auf Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit ausgelegtes Denkmuster. So sind sogenannte Nutztiere nicht dazu da, von uns beispielsweise für ihre Milch, Eier und andere Rohstoffe ausgebeutet, gequält und auf häufig qualvolle Weise getötet zu werden – während niemand darüber nachdenken würde, Tiere wie Hunde und Katzen, die wir als sogenannte Haustiere ansehen, für deren Fleisch zu töten.

Der Begriff Wildtier wird von Jäger:innen häufig als „Freifahrtschein“ betrachtet, um bestimmte Wildtierarten gnadenlos zu jagen und zu töten. Das betrifft vor allem auch sogenannte invasive Arten, also vom Menschen außerhalb ihres Ursprungsgebietes angesiedelte Spezies wie den Waschbären, denen negative Eigenschaften angedichtet werden, um sie massenweise zu töten.

Banner Speziesismus stoppen

So setzt sich PETA für Wildtiere ein

Wir von PETA Deutschland setzen uns dauerhaft für Wildtiere – und natürlich alle anderen missbrauchten Tiere – ein. Unter anderem auf diese Weisen:

  • Beispielsweise informieren wir Hauseigentümer:innen und Unternehmen regelmäßig über Möglichkeiten, Mäuse, Ratten und andere Tiere auf tierfreundliche Art umzusiedeln.
  • Wir konnten bereits unzählige Geschäfte davon überzeugen, tierfreundliche Maßnahmen anzuwenden, statt Tiere zu vergiften.
  • Wir haben bewirkt, dass die grausame Verstümmlung von Rehkitzen durch Mähmaschinen rechtlich geahndet wird.
  • Netze, in denen Vögel sich oftmals verfangen, und Klebepasten, die ihre Krallen verkleben und häufig zum Tod führen, haben wir entfernen lassen.
  • Gegen die Jagd mit all ihren Tierquälereien gehen wir politisch und mit Strafanzeigen vor.
  • Über unsere Kanäle erreichen wir zudem viele Millionen Menschen mit konkreten Tipps und Informationen für einen respektvollen Umgang mit Tieren in der Natur. 

Aktiv werden: So helfen Sie Wildtieren

Werden Sie aktiv und setzen Sie sich jetzt gegen das unsinnige Töten von Wildtieren bei der Hobbyjagd ein – denn Tiere zu töten, darf nicht länger „Freizeitvergnügen“ sein.